Politik

Bayern will mit drei Ländern zu Arzneimittel­versorgung beraten

  • Montag, 4. September 2023
/Pixel-Shot, stock.adobe.com
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München – Angesichts drohender Engpässe bei der Versorgung mit Arzneimitteln will Bayern mit drei weiteren Ländern über gemeinsame Schritte beraten. Geplant sei eine „Südschienenkonferenz“ am 11. September in Mün­chen, teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mit. Eingeladen seien die Gesundheits- und Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen.

„Die Bundesregierung droht ein wichtiges Zeitfenster für die Arzneimittelversorgung diesen Winter zu verschla­fen“, sagte Holetschek. „Gleiches gilt für die erforderliche Sicherstellung der Versorgung mit Medizinprodukten.“ Solange es bundesweit an Antibiotika und Krebsmitteln mangele, dürfe Deutschland „nicht untätig sein“. Des­halb wolle er mit den Ministern aus den drei Ländern „über notwendige Maßnahmen beraten“.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuvor wegen möglicher neuer Engpässe bei Kinderme­dikamenten in der nahenden Erkältungssaison auf verstärkte Vorsorge gedrungen. Im kommenden Herbst und Winter könnte für wichtige Antibiotika und weitere relevante Mittel „eine angespannte Versorgungssituation“ entstehen, schrieb er Ende August in einem Brief an den Verband des Pharmagroßhandels.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte am vergangenen Donnerstag eine „Dringlichkeitsliste“ mit gut 30 Kinderpräparaten, die höchste Priorität haben. Lauterbach bat, deren Be­schaffung zu intensivieren. Auf der Liste stehen unter anderem mehrere Antibiotika, Nasentropfen, fiebersen­kende und schmerzlindernde Säfte und Zäpfchen.

Lauterbach bat die Pharmabranche um Einschätzungen zu verfügbaren Mengen und den Bereitstellungskosten „für die dringliche Beschaffung und Bevorratung bis zum Beginn der Infektionssaison“. Sofern dem Großhandel für die Umsetzung dieser „außerordentlich dringlichen Maßnahme“ Zusatzkosten entstehen, werde das Minis­terium eine Gegenfinanzierung prüfen.

Ärzte und Pharmahandel hatten Anfang August vor neuen Arzneimittelengpässen im Herbst und Winter ge­warnt. „Es ist zu befürchten, dass bei hohen Infektionswellen wie im vergangenen Jahr Eltern wieder durch die halbe Stadt laufen müssen, um Fiebersäfte oder Antibiotika zu bekommen“, sagte der Präsident des Berufsver­bandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Auch die Ver­bände der Apotheker und des Pharmagroßhandels hielten weitere Engpässe für möglich.

Nach einer Infektwelle im vergangenen Herbst waren Engpässe bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften eskaliert. Probleme hatte es auch bei Krebsmitteln und Antibiotika gegeben. Die Bundesregierung reagierte mit neuen Regelungen.

Das im Juli verabschiedete Gesetz macht Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Arzneimittel zur Pflicht. Preisregeln sollen gelockert werden, damit sich Lieferungen nach Deutschland für Hersteller mehr lohnen. BVKJ-Präsident Fischbach sagte jedoch, die Reform werde „definitiv nicht durch diesen Winter helfen und springt womöglich auch auf Dauer zu kurz“.

Arzneimittelengpässe legten auch die Praxen teilweise lahm, weil Mitarbeiter am Telefon etliche Apotheken abklappern müssten, um die benötigten Medikamente aufzutreiben. „Wir blicken daher mit Sorge auf Herbst und Winter.“

dpa

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