Brandenburg: Gesundheitsministerium verteidigt Beratereinsatz

Potsdam – Der Einsatz der Beratungsfirma Kienbaum im Brandenburger Gesundheitsministerium zur Steuerung der Coronaimpfungen in Brandenburg hat bisher Kosten von rund 468.000 Euro verursacht. Das teilte das Ministerium heute in Potsdam mit. Die oppositionelle Linksfraktion im Landtag fordert von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) Aufklärung.
Das Ressort verteidigte den Auftrag ohne herkömmliche Ausschreibung heute. „Die Beauftragung von Kienbaum war vergaberechtskonform“, sagte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse. Die Voraussetzung für eine coronabedingte Dringlichkeitsvergabe habe vorgelegen.
Zu Beginn der Pandemie hätte der Bund ein Rundschreiben zur Anwendung des Vergaberechts im Zusammenhang mit der Beschaffung von Leistungen zur Eindämmung und Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 an die Länder übersendet, hieß es. In diesem Rundschreiben sei auf die vergaberechtlichen Voraussetzungen hingewiesen worden, unter denen in Krisen- und Notsituationen „schnell und effizient gehandelt und beschafft werden könne“.
Das Brandenburger Gesundheitsministerium begründete die Notwendigkeit der Beratung von außen unter anderem damit, dass die ursprüngliche Leitung des Projektbüros für die Impfungen gegen das Coronavirus Ende 2020 unvorhergesehen ausgefallen sei. Diese Position habe unverzüglich und hoch qualifiziert neu besetzt werden müssen.
Dazu seien neue und unerwartete Herausforderungen gekommen, sodass „ein erheblicher Zusatzaufwand durch erforderlich werdende neue Koordinierungen und tagesscharfe Planung entstand“. Zeitweise hätten mehr als zehn Mitarbeiter von Kienbaum das Ministerium beraten.
Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) hatte Kienbaum im Auftrag des Gesundheitsministeriums zunächst für den Januar beauftragt. Dies wurde bis Ende Februar verlängert. Die Kosten dafür lägen bei 450.318,75 Euro netto.
Kienbaum habe vom Ministerium zudem einen Auftrag für zehn Tage im März erhalten, damit täglich ein Berater die neue Projektleitung einarbeiten könne. Die Kosten dafür gab das Ministerium mit 18.000 Euro netto an. Von der KVBB hieß es, man habe lediglich den Auftrag des Ministeriums umgesetzt und sich auch die Kosten genehmigen lassen.
In der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion heißt es dazu, Kienbaum sei „zur Stabilisierung des Gesamtprojekts mit der Projektleitung befristet betraut“ worden. „Die Vertragsabwicklung erfolgte durch einen Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz.“
Brandenburg liegt trotz der Beratung beim Anteil der Menschen mit einer ersten Coronaimpfung an der Bevölkerung im bundesweiten Vergleich auf dem letzten Platz. Dies soll sich nach Angaben der Landesregierung nun ändern.
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