Bundesgesundheitsministerium: Impfstoff wird „in nicht wenigen Fällen“ vernichtet

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass Coronaimpfstoff „in nicht wenigen Fällen“ vernichtet wird. Das Ministerium begründete das gegenüber der Welt (online gestern/Print heute) damit, dass die Impfstoffe weiterhin nur in Mehrdosenbehältnissen verfügbar sind, die bei Anbruch gemäß Zulassung nur wenige Stunden haltbar seien.
„Bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Impfkampagne ist nicht davon auszugehen, dass sich vor Ort in jedem Fall eine hinreichende Anzahl zu impfender Personen findet, um die in einem Mehrdosenbehältnis verfügbaren Impfdosen in Gänze aufzubrauchen“, teilte das Ministerium mit. Weiter hieß es: „Ein Verwurf von Impfstoff dürfte in diesem Fall derzeit in nicht wenigen Fällen erfolgen.“
Laut Impfdashboard wurden an Impfzentren, Arztpraxen, Betriebsärzte und Apotheken rund 200 Millionen Impfdosen geliefert. 86,4 Prozent wurden bis zum 8. April verimpft. Die Impfkampagne hat in den vergangenen Wochen stark nachgelassen. Am Freitag waren ganze 38.000 Dosen verabreicht worden.
Auch Informationen zu Vernichtungen im zentralen Impfstofflager des Bundes lägen dem Bundesgesundheitsministerium vor, berichtet die Welt. Gründe seien unter anderem „Bruch bei Kommissionierung, Beschädigungen beim Transport (z. B. Erschütterungen, Unfälle), Flüssigkeitsverluste und das erreichte Verfallsdatum“.
Der Bund hat derzeit rund 77 Millionen Dosen Corona-Impfstoff auf Lager, die zum Teil demnächst ihr Verfallsdatum erreichen. Dieser Lagerumfang bestand am 4. April, wie das BMG gestern auf Anfrage mitteilte. Noch am 21. März hatte die Zahl bei 70 Millionen Dosen gelegen, wie es der Welt am Sonntag zufolge in einer Regierungsantwort auf eine Unions-Anfrage heißt.
Zu den 70 Millionen gehören den Angaben zufolge 27,4 Millionen Dosen des Herstellers Biontech, 40,2 Millionen des Unternehmens Moderna, 1,3 Millionen Dosen von Johnson & Johnson sowie 700.000 von Novavax. Von den eingelagerten Dosen werden der Regierungsantwort zufolge bis Ende Juni mindestens elf Millionen Dosen ihr Verfallsdatum erreichen, im dritten Quartal weitere 57 Millionen.
Bis Ende Juni droht die Vernichtung von etwa drei Millionen Dosen Corona-Impfstoff in Deutschland. Die Zahl nannte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Man habe momentan mehr Impfstoff zur Verfügung als genutzt werde und gespendet werden könne.
Der Deutsche Hausärzteverband sprach sich dafür aus, Impfstoff „vorausschauend“ an Drittländer mit aktuellem Bedarf abzugeben.
„Aktuell sehen wir leider sehr wenig Nachfrage nach Impfterminen“, sagt der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt der Welt. Es müsse deswegen alles dafür getan werden, „dass so wenig Impfstoff wie möglich abläuft und am Ende vernichtet werden muss“, forderte er.
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