Bundesländer wollen KI-Strategie für Medizin und Pflege

Friedrichshafen – Künstliche Intelligenz (KI) muss aus Sicht der 96. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) noch stärker als große Chance für das Gesundheitswesen betrachtet werden. In einem Beschluss zur Thematik wird unter anderem eine entsprechende Strategie für Medizin und Pflege gefordert.
Die Fokussierung des deutschen Gesundheitswesens auf die großen Potenziale, die KI beispielsweise in der Diagnostik oder bei der Behandlungsdokumentation biete, müsse „systematisch und mit klaren, auf den jeweiligen Einsatzbereich passgenauen sowie messbaren Zielen erfolgen“, betonten die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) solle dazu einen „moderierten partizipativen Prozess“ anstoßen. Gemeinsam mit den Ländern und allen relevanten Akteuren aus Medizin und Pflege müssten die Rahmenbedingungen – unter anderem in den Bereichen Transfer, Datennutzung und Datenschutz, Regulatorik, Finanzierung und Vergütung sowie Kompetenz und Akzeptanz – skizziert und umgesetzt werden.
Bund und die Länder seien aufgerufen, diesen Prozess mit ausreichend Haushaltsmitteln zu unterlegen. Insbesondere müsse die Förderung von KI-Projekten im Gesundheitswesen weiter ausgebaut und dabei stärker auf die Versorgungsrelevanz ausgerichtet werden.
Um auf KI beruhende Verfahren in der Versorgung einsetzen zu können, sei zudem entsprechende Akzeptanz und Kompetenz bei Patienten sowie den Leistungserbringenden notwendig, heißt es im Beschluss. Eine wichtige Grundlage stelle die Etablierung ethisch-moralischer Richtlinien und deren Umsetzung dar.
Auch müssten KI-Verfahren und deren statistische und mathematische Grundlagen Einzug in die Curricula des Medizinstudiums und der Gesundheits- und Pflegeberufe sowie in deren Fort- und Weiterbildungsstrukturen finden. Weitere Anpassungen seien unter anderem im Bereich der Vergütung von KI-Anwendungen sowie zu einer Zertifizierung dynamischer KI-Systeme notwendig.
Lauterbach hält an Ziel für elektronische Patientenakte fest
Bezüglich der Digitalisierung im Gesundheitswesen bekräftigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seinen Willen, die elektronische Patientenakte (ePA) zum Erfolg zu machen.
„Wir müssen bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Vergleich zu anderen Ländern deutlich aufholen. Deshalb machen wir jetzt richtig Tempo“, sagte er im Nachgang der GMK. Bis 2025 sollen 80 Prozent aller Patienten über eine ePA verfügen und diese auch nutzen.
Grundlagen für die weitere Digitalisierung seien mehrere Gesetzesvorhaben, die derzeit innerhalb der Bundesregierung abgestimmt würden, sagte Lauterbach. Großes Gewicht hätten dabei unter anderem Regeln zum Datenschutz.
Die Länderminister forderten zur ePA-Umsetzung eine „deutlich“ vereinfachtere initiale Identifizierung der Patienten. Auch die alltägliche Nutzung der ePA müsse durch einfache Login-Optionen komfortabel und niedrigschwellig gestaltet werden. Einer Vereinfachung bedarf es aus Sicht der Länder auch im technischen Anbindungsprozess der Leistungserbringenden und beim Befüllungsprozess der ePA.
Wo ein Nutzer einen umfassenden Datenzugriff nicht ermöglichen möchte, müsse für die Behandelnden aus der ePA erkennbar werden, dass möglicherweise für die Behandlung relevante Informationen unvollständig sind, so die Bundesländer.
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