Politik

Bundesregierung rechnet mit weiterem Anstieg der Infektionszahlen

  • Freitag, 16. Oktober 2020
/Nuthawut, stock.adobe.com
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Berlin – Die Bundesregierung geht von einem weiteren Anwachsen der ohnehin schon hohen Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 aus. „Wir erwarten nicht, dass die Zahlen morgen geringer werden, sondern dass sie weiter steigen“, sagte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) den Sendern RTL und n-tv. Deutschland stehe „am Beginn einer wirklich großen zweiten Welle“, und diese Welle müsse man „jetzt unterbrechen“.

Die Lage sei derzeit „deutlich ernster“ als während der ersten Coronawelle im Frühjahr, sagte der Minister. „Jetzt merken wir, dass wir gerade in einem steilen Anstieg sind.“ Wie hoch die Zahlen noch stiegen, hänge von den Maßnahmen ab, die nun ergriffen würden. „Wir müssen jetzt sehr entschieden handeln, weil sonst steigen sie immer weiter.“

Braun forderte Kommunal- und Landespolitiker auf, schnell zu reagieren. Das Motto müsse lauten: „Vorsicht sofort!“ Wenn in einem Landkreis die Infektionszahlen deutlich stiegen, müsse umgehend gehandelt werden – und zwar schon, bevor der Inzidenzwert die Schwelle von 50 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohnern übersteige.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute Morgen 7.334 neue Infektionen mit SARS-CoV-2 innerhalb eines Tages gemeldet. Am Vortag war mit 6.638 neuen Fällen der bis dato höchste Wert seit Beginn der Pandemie in Deutschland registriert worden.

In der vergangenen Woche meldete das RKI am Freitag 4.516 Neuinfektionen. Die jetzi­gen Werte sind nur bedingt mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird – und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden.

Bei den intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patienten zeichnet sich ein deut­li­cher Anstieg ab. Laut RKI-Lagebericht wurden gestern 655 Coronainfizierte intensivme­di­zinisch behandelt, 329 davon wurden beatmet. Eine Woche zuvor (8.10.) hatte der Wert noch bei 487 (239 beatmet) gelegen, in der Woche davor (1.10.) bei 362 (193 beatmet). Rund 8700 Intensivbetten sind in Deutschland derzeit jedoch noch frei.

Seit Beginn der Coronakrise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 348.557 Men­schen in Deutschland nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert (Datenstand 16.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronainfektion lag demnach bei 9734. Das waren 24 mehr als am Vortag. Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 287 600 Genesene.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut La­gebericht von gestern bei 1,08 (Vortag: 1,04). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwa einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsge­schehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tages­aktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,22 (Vortag: 1,16). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

dpa/afp

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