CDU sieht Lücken bei Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen in Niedersachsen

Hannover – Für Frauen, die ihre Schwangerschaft beenden wollen, ist die Versorgungslage in Niedersachsen von Region zu Region sehr unterschiedlich. Das zeigen Daten des Gesundheitsministeriums in Niedersachsen.
Demnach gibt es in den acht Versorgungsbereichen eine große Spannbreite bei der Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die Abtreibungen vornehmen.
Im Versorgungsbereich 1 (Landkreise Cuxhaven, Harburg, Osterholz, Rotenburg und Stade) gibt es demnach elf Ärzte, im Versorgungsbereich 2 (Landkreise Celle, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Soltau-Fallingbostel und Uelzen sowie die Stadt Wolfsburg sollen es 26 sein.
Im Versorgungsbereich 3 (Landkreise Helmstedt, Hildesheim, Peine und Wolfenbüttel sowie die Städte Braunschweig und Salzgitter) wird die Zahl mit 30 Ärzten, im Versorgungsbereich 4 (Landkreise Göttingen, Goslar, Holzminden und Northeim) mit sechs und im Versorgungsbereich 5 (Landkreise Hameln-Pyrmont und Schaumburg sowie die Region Hannover) mit 27 Ärzten angegeben.
Acht Ärzte sind darüber hinaus im Versorgungsbereich 6 (Landkreise Diepholz, Nienburg, Oldenburg, Vechta und Verden sowie die Städte Delmenhorst und Oldenburg), sieben im Versorgungsbereich 7 (Landkreise Emsland, Grafschaft Bentheim und Osnabrück sowie die Stadt Osnabrück) und weitere acht im Versorgungsbereich 8 (Landkreise Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Friesland, Leer, Wesermarsch und Wittmund sowie die Städte Emden und Wilhelmshaven) aufgelistet.
Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Gesamtzahl von 123 Ärztinnen und Ärzten leicht gestiegen, sie bewegt sich aber seit Jahren in etwa auf demselben Niveau.
Eine Aufschlüsselung nach einzelnen Landkreisen gibt es nicht, wie die CDU-Politikerin Laura Hopmann bemängelte. Die Landtagsabgeordnete hatte die Daten bei der Landesregierung angefragt, nachdem sie Hinweise auf eine lückenhafte Versorgung erhalten habe, wie es hieß.
„Wir wissen immer noch nicht, ob es womöglich ganze Landkreise ohne entsprechende Versorgung gibt. Die Antwort der Landesregierung zeigt aber auch so schon Mängel in der Versorgung“, sagte Hopmann. Sie fordert: „Die Frauen in Niedersachsen haben – ganz besonders in so einer schwierigen Situation – eine optimale Beratungsstruktur und medizinische Versorgung verdient, egal ob sie im Harz, in Hannover oder auf einer Insel wohnen.“
Das niedersächsische Gesundheitsministerium betonte, man nehme Beispiele der Unterversorgung sehr ernst. Es handele sich um ein „höchst emotionales Thema“ und die Frauen, die sich für einen Abbruch entschieden, seien oftmals in Situationen großen psychischen und sozialen Drucks.
„Vor diesem Hintergrund verbieten sich Versuche, Zahlen objektiv zu bewerten, da die subjektiv empfundene Versorgungslage nachvollziehbarerweise noch abweichen und als deutlich schlechter wahrgenommen werden kann, als Versorgungswerte nahelegen mögen“, sagte ein Sprecher. „Ziel ist stets, allen Frauen im Flächenland Niedersachsen zumutbare Wege bei möglichen Schwangerschaftsabbrüchen anbieten zu können.“
Dass Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch teils in benachbarte Bundesländer ausweichen, ergibt sich für das Ministerium auch aus der zentralen Lage Niedersachsens. Für manche Frauen sei der Weg zum Beispiel nach Bremen oder Hamburg kürzer als in die nächste niedersächsische Stadt.
Der Berufsverband für Frauenärzte (BVF) Niedersachsen sieht keine Versorgungsprobleme. „Man darf hier nicht direkt nach Regionen gehen, zumal Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen möchten, gerne in eine andere Stadt reisen, wo sie nicht bekannt sind und damit anonym bleiben können“, sagte der Landesvorsitzende Christian Albring. Behandlungsengpässe seien ihm nicht bekannt.
Ein wichtiger Faktor sei aber die Öffentlichkeit. Je kleiner eine Stadt sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass es Aktionen gegen Ärzte gebe, die Schwangerschaftsabbrüche vornähmen. Insofern sei es auch für die Schwangere sinnvoll, den Abbruch dort vornehmen zu lassen, wo die Praxen seltener von Abtreibungsgegnern belagert würden.
SPD und Grüne im Landtag setzen sich wie auch Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten zwölf Wochen sowie für bessere Beratungs- und Versorgungsstrukturen ein.
Der Minister dringt zudem darauf, dass Schwangerschaftsabbrüche ein fester Bestandteil des Medizinstudiums werden. „Dies bundeseinheitlich zu regeln, ist eine klare Erwartungshaltung an eine neue Bundesregierung“, sagte sein Sprecher.
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