Coronakrise: Expertenrat empfiehlt Lockerung an Schutzkonzepte zu knüpfen

Düsseldorf/Berlin – Der Expertenrat Corona der Landesregierung Nordrhein-Westfalen (NRW) hat konkrete Empfehlungen für mögliche Lockerungen in der Coronapanedmie ausgearbeitet. Das Papier, zu dem zwölf namhafte Wissenschaftler gehören, liegt dem Deutschen Ärzteblatt vor.
Empfohlen wird darin, die Öffnungsschritte aus dem Lockdown nicht durch zeitliche Vorgaben und Abgrenzung von Bereichen, wie Hotel, Gartencenter, Einzelhandel oder Konzerthalle vorzunehmen. Diese sollten stattdessen an „adäquat umfassende Schutzkonzepte“ gebunden werden, die über die bereits bekannten Maßnahmen – Abstand, Hygiene, medizinische Maske und Lüften – hinausgehen.
Dazu gehört nach Ansicht der Wissenschaftler – jeweils angepasst an die spezifischen Bedingungen für Kontakte – eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen. So müsse etwa die Teststrategie ausgeweitet werden. Die Kapazitäten sollten unter Einbeziehung von Schnell und Selbsttests zügig und massiv erhöht werden, so der Rat.
Darüber hinaus solle es eine Anbindung an eine technologische Plattform geben, die unter Einbeziehung der Gesundheitsämter eine umfassende und tagesgleiche Nachverfolgung der Infektionsketten gewährleisten solle.
Zur Einordnung der epidemischen Lage auf lokaler Ebene schlagen die Forscher vor, eine Kombination an Indikatoren einzuführen. „Das Infektionsgeschehen ist über die nächsten Wochen aufgrund vielfältiger Faktoren, wie etwa der Mutationen, des Impffortschritts und des Verhaltens der Bevölkerung, nur mit hoher Unsicherheit vorherzusagen“, schreiben sie in dem zweiseitigen Papier.
Zudem erlaube die Dynamik zusammen mit sich ausweitenden Tests, die ansonsten unerkannte Infektionen erkennen und damit die Infektionszahlen erwartungsgemäß zunächst steigen lassen, keine Abbildung des Infektionsgeschehens durch einen einzelnen Faktor wie die Anzahl der Neuinfektionen.
Besonders relevant sind laut Papier die Neuinfektionszahl (7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner), der prozentuale Anteil intensivmedizinisch behandelter COVID-19-Fälle an der Gesamtzahl der betreibbaren Bettenkapazität, die wöchentliche Inzidenz hospitalisierter Fälle unter den über 60-Jährigen (pro 100.000 Einwohner) und die Möglichkeit der Kontaktnachverfolgung sowie die Impfrate.
Zusätzlich sollten der R-Wert sowie die Art des Ausbruchsgeschehen (wie etwa Hotspot) berücksichtigt werden. Beobachten werden müsse darüber hinaus auch, wie sich die Sterblichkeit unter den genannten veränderten Bedingungen entwickelt.
Die Wissenschaftler mahnen auch an, die rasche Erweiterung des Impfangebots über priorisierte Gruppen hinaus sicherzustellen und zu fördern. Da seien Bund und Länder in der Pflicht.
Die Forscher betonen, die empfohlenen Maßnahmen würden nicht zuletzt dazu beitragen, die Öffnungsschritte zu evaluieren und damit kurzfristig auf die Infektionsdynamik gezielt reagieren zu können. Wo dies nicht gewährleistet sei, sollten zusätzliche Maßnahmen der Evaluation eingeführt werden.
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