Einführung elektronischer Identitäten geht schrittweise voran

Berlin – Die Einführung elektronischer Identitäten (eID) geht schrittweise voran. Die Telekom-Tochtergesellschaft T-Systems hat nach der Gematik-Zulassung für die erste eID im Gesundheitswesen nun auch den Zuschlag für die Entwicklung der sogenannten ID-Wallet für die Gaia-X-Föderationsdienste (GXFS) erhalten.
Die GXFS sollen Basis und Werkzeugkasten für den Aufbau und den Betrieb eines von den Teilnehmenden selbstverwalteten Daten- und Cloud-Ökosystems in Europa sein. Es soll eine zentrale Rolle bei der Einführung von eID spielen, nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch bei einer langen Reihe anderer Anwendungsbereiche von Banking bis Bürgeramtsangelegenheiten.
Den Auftrag für die ID-Wallet – also die Anwendung, innerhalb derer die ID beziehungsweise der Zugang zu ihr gespeichert ist – hat der Verband der Internetwirtschaft Eco vergeben. Darüber hinaus hat die DATEV einen weiteren Auftrag an T-Systems vergeben: Gemeinsam mit Verimi entwickelt sie die ID-Wallet für Steuerberater.
Bereits im Juni vergangenen Jahres hatte die Barmer T-Systems und Verimi beauftragt, die eID für ihre 8,7 Millionen Versicherten zu entwickeln. Vor knapp drei Wochen hatte die Gematik dafür die erste Zulassung für eine solche ID im Gesundheitswesen erteilt.
Ab dem 1. Januar 2024 soll T-Systems diese ID für Barmer-Versicherte bereitstellen und verwalten. Versicherte sollen sich dann mit ihren Gesundheits-ID in mobilen Anwendungen wie der E-Rezept-App und der elektronischen Patientenakte (ePA) authentifizieren können. Ab 2026 sollen Gesundheits-ID dann auch als möglicher Versicherungsnachweis anstelle der heute ausschließlich verwendeten elektronischen Gesundheitskarte, der Versicherungskarte, dienen – auch in Arztpraxen.
Das Konzept ist nicht auf Deutschland beschränkt, sondern soll in europaweit genutzte eID münden. Im Rahmen des sogenannten Potentialkonsortiums werden seit diesem Jahr in 18 EU-Staaten und der Ukraine die Anwendungen der EU Digital Identity Wallets (EUDI-Wallets) erprobt.
Dabei werden fünf Anwendungsfälle getestet, die von der Eröffnung eines Bankkontos bis zur Qualifizierten Elektronischen Signatur (QES), die auch im Gesundheitswesen zum Einsatz kommt, reichen.
Die Telekom setzt dabei auf die sogenannte Self-Sovereign-Identity-Technologie (SSI), die einen sicheren und datensparsamen Austausch digitaler ID-Nachweise ermöglichen soll. Sie entwickelt ihre ID-Lösung dabei als Open-Source-Software, die kompatibel zu den EUDI-Wallets sein und Anfang kommenden Jahres den Gaia-X-Initiativen zur Verfügung stehen soll.
Bei der Datenspeicherung setzt der Konzern auf die T-Systems Cloud in Deutschland, die nach dem sogenannten Confidential-Computing-Ansatz beruht: Dabei sind die Daten selbst während der Verarbeitungsprozesse verschlüsselt und können weder von Dritten noch vom Betreiber selbst eingesehen werden.
Finale Vision ist dabei eine völlige Integration von Anwendungen wie der ePA, des elektronischen Rezepts (E-Rezept), des TI-Messengers oder von Patientenportalen mit den eID. Dem Gesundheitswesen könnte dabei nach aktuellem Stand eine zentrale Rolle bei der Durchdringung von eID-Anwendungen in der Bevölkerung zukommen, da über die Krankenkassen ein direkter Weg zu deren Etablierung bei den Versicherten gegeben ist.
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