Heilmittelverbände für Direktzugang und akademische Ausbildung

Berlin – Ein Positionspapier zur Zukunft der Therapie legte heute der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) vor. Darin werden unter anderem die Umsetzung des Direktzugangs in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV), eine reguläre hochschulische Ausbildung sowie attraktivere Rahmenbedingungen für Heilmittelerbringer gefordert.
Vieles, was die Ampelkoalition eigentlich für die Therapieberufe angekündigt habe, sei bislang liegengeblieben und nun auch nicht mehr zu erwarten, sagte Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des SHV, im Rahmen des 6. Therapiegipfels in Berlin. Der nun eingeleitete Wahlkampf zu den anstehenden Neuwahlen biete aber Chancen, eigene Themen zu platzieren.
Der SHV, welcher mehr als 75.000 Mitglieder in sechs Heilmittelverbänden vertritt, plädiert in seinem Papier für eine reguläre hochschulische Ausbildung für alle Heilmittelbereiche. Dazu müsse die „überfällige Novellierung der Berufsgesetze“ zeitnah fortgesetzt und abgeschlossen werden.
Zudem sei zwingend eine „wirtschaftliche Vergütung“ für ambulant tätige Therapeuten notwendig. Zu einer bedarfsorientierten therapeutischen Versorgung gehörten auch Versorgungsstrukturen, die einen angemessenen vergüteten interprofessionellen Austausch sicherstellen – etwa durch Fallkonferenzen.
Insbesondere angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels im Gesundheitssystem fordert der Verband mehr Autonomie in der Versorgung. Den Herausforderungen müsse durch „veränderte Versorgungsformen“ begegnet werden, beispielsweise durch die Möglichkeit des Direktzugangs. Den Heilmittelerbringern solle auch das Verschreiben von Hilfsmitteln in den entsprechenden Kompetenzbereichen ermöglicht werden.
Ute Repschläger, stellvertretende Vorsitzende des SHV, betonte, mit diesen Maßnahmen ließen sich die Arzt-Patienten-Kontakte reduzieren und so finanzielle sowie personelle Ressourcen effektiver einsetzen. Sie verwies auch darauf, dass sich die Einstellung innerhalb der Ärzteschaft zu diesen Themen in den letzten Jahren zu wandeln beginne. So befürworte die Bundesärztekammer (BÄK) unter bestimmten definierten Bedingungen einen Direktzugang zur Physiotherapie.
Der SHV fordert des Weiteren einen stimmberechtigten Sitz im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Die Kompetenzen der Heilmittelerbringer blieben in den Entscheidungsprozessen bisher außen vor und würden nur über das Stellungnahmeverfahren abgefragt.
Mit Blick auf eine Reduktion der bürokratischen Prozesse spricht sich der SHV für eine Abschaffung der Prüfpflicht für Verordnungen und der Pflicht zum Zuzahlungseinzug sowie eine Modernisierung der Leistungsbestätigung aus.
Zum kürzlich vorgelegten Positionspapier des AOK-Bundesverbands merkte Pfeiffer an, einige Ideen seien „durchaus zeitgemäß“. „Im Detail“ vertrete man jedoch andere Auffassungen.
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