Kliniken: Finanznot belastet Patientenversorgung

Augsburg – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnt vor negativen Auswirkungen auf die Patientenversorgung als Folge der Finanznot vieler Kliniken. „Die Patienten leiden unter dem Spardiktat, das den Krankenhäusern von der Politik aufgezwungen wird“, sagte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß der Augsburger Allgemeinen.
Sehr viele Häuser seien zum Sparen gezwungen, was sich meist auf ihr Angebot auswirke, fügte er hinzu. Erste Krankenhäuser müssten sich bereits aus der ambulanten Notfallversorgung zurückziehen, die Aufgabe der niedergelassenen Ärzte sei. „Auch kommt es zu Stationsschließungen, wenn etwa Verträge von ärztlichem und anderem Personal nicht mehr verlängert werden können.“
Gaß warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Bruch zahlreicher Versprechen bei der geplanten Krankenhausreform vor. Anstelle der versprochenen „Entökonomisierung“ erlebten die Klinken das absolute Gegenteil. Noch nie sei der wirtschaftliche Druck größer gewesen.
Auch die versprochene Existenzsicherung der Krankenhausversorgung in der Fläche sei laut Modellrechnungen der DKG nicht gegeben, so Gaß weiter. „Wenn Krankenhäuser im ländlichen Raum Aufgaben oder Abteilungen an Zentren wie Universitätskliniken abgeben, werden sie auf der Erlösseite dafür massiv abgestraft.“ Auch in anderen Bereichen stelle man im Vergleich zum bisherigen Finanzierungsmodell keine positiven Effekte fest: „Von einer Existenzsicherung für kleinere Krankenhäuser kann keine Rede sein.“
Der Minister müsse auch die Kliniken und Krankenkassen mit in die Reformverhandlungen einbeziehen. Und die Ampelregierung müsse sich auch mit den Unionsländern einigen, sonst sei eine „wirkliche Krankenhausreform, die über Jahre Bestand haben soll, nicht möglich, sondern zum Scheitern verurteilt.“
Das Wichtigste dabei sei, „dass die Länder im Bundesrat Ende März einen echten Inflationsausgleich für die Kliniken durchsetzen, sonst werden wir 2024 ein Desaster in der Krankenhauslandschaft erleben“.
Schon seit über zwei Jahren seien die Erlöse über die Krankenkassen für die Patientenbehandlung nicht mehr kostendeckend, weil die gesetzlich festgelegten Preise nicht an die Inflation angepasst seien: „Wenn es so weitergeht, erwarten wir für dieses Jahr bis zu 80 Klinikinsolvenzen. Das wäre ein einsamer Rekord, mehr als zehnmal so viel wie in früheren Jahren.“
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