Krankenkassen sehen Defizite in der Struktur der Rettungsdienste in Hessen

Frankfurt am Main – Die Verbände der Kranken- und Ersatzkassen in Hessen kritisieren die derzeitige Struktur des Rettungsdiensts im Bundesland. Diese gefährde die Patientenversorgung durch „unterschiedliche Versorgungsstandards und unnötige Kommunikationswege im Einsatzfall“.
In einem aktuellen Prüfbericht der Kassenverbände auf Grundlage der Einsatzdaten der 25 hessischen Rettungsleitstellen wird unter anderem darauf verwiesen, dass in vielen hessischen Regionen Zuschnitt und Steuerungslogik der Rettungsdienstbereiche nicht mehr zu den tatsächlichen Anforderungen an eine moderne Notfallrettung passen würden.
Zudem bestünden strukturelle Mängel – mit Auswirkungen auf die Patientensicherheit als auch auf die Wirtschaftlichkeit. „Das System krankt seit Jahren, und die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten“, erklärte die Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, Claudia Ackermann.
Eine sachgerechte Steuerung der medizinischen Notfälle sei nur mit klaren Zuständigkeiten und effizienter Leitstellenstruktur über Kreisgrenzen hinweg möglich. Zudem sei die aktuelle Anzahl der Leitstellen teuer und blockiere den Weg für Innovationen und zu mehr Effizienz und Sicherheit.
Eine im Bericht erfolgte beispielhafte Berechnung für sechs Regionalleitstellen – angelehnt an die sechs Krankenhausversorgungsgebiete – gegenüber dem Status Quo von 25 Leitstellen zeigt, dass von den hochgerechneten Gesamtkosten von rund 110 Millionen Euro rund 42 Millionen eingespart werden könnten.
Im Zuge der geplanten Reform der Notfallversorgung könnten die freiwerdenden Mittel auch dafür dienen, die anstehende Modernisierung der Leitstellentechnologie und den Aufbau landesweiter Hintergrunddienste zu refinanzieren, so der Vorschlag.
Eine Finanzierung der Reform der Notfallversorgung unter Beibehaltung des Status quo von 25 Leistellen durch die Bereitstellung zusätzlicher GKV-Beitragsgelder sei „nicht nur aufgrund der finanziellen Lage der GKV ̶ ausgeschlossen“, heißt es im Bericht.
Um Patienten effizient und entsprechend ihrer medizinischen Bedarfe in das dafür geeignete Versorgungssystem zu leiten, sollen zudem standardisierte Notrufabfragen und darauf abgestimmte Abfragen für nicht dringliche Akutfälle umgesetzt werden. Zwingend notwendig sei auch „ein leistungsfähiges Einsatzleitsystem inklusive Prognosefähigkeit“ und Anbindung an die Telematikinfrastruktur.
„Wenn wir uns fragen, wie ein besser funktionierender Rettungsdienst aussehen kann, dann muss es wieder darum gehen, die echten Notfälle schnell zu identifizieren und Patienten so schnell wie möglich in die medizinisch hochqualifizierten Behandlungseinheiten zu bringen“, betonte Frank Dastych, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVHessen). Dies werde nur durch ein „konsequentes Qualitätsmanagement und eine entsprechende Steuerung“ gelingen.
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