Länderinitiative für mehr Organspenden durch Widerspruchslösung

Berlin – Die Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen wollen mit einer neuen Initiative die Zahl der Organspenden erhöhen. Dazu stellten sie heute im Bundesrat einen Entschließungsantrag vor. Er forderte die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung im Transplantationsrecht vorzulegen. Nun beraten die Fachausschüsse über die Vorlage.
Bei der Widerspruchslösung gilt grundsätzlich jeder Mensch nach einem Hirntod als Organspender, sofern er dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. Nach derzeit geltendem Recht muss jede Person hingegen einer Spende zu Lebzeiten ausdrücklich zustimmen. Falls keine schriftliche Erklärung vorliegt, können auch die Angehörigen in seinem Sinne zustimmen.
Der Bundestag hatte erst 2020 ein Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende beschlossen. Ein Gesetzentwurf für die Widerspruchslösung fand seinerzeit keine Mehrheit. Bundgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte die Forderung nach einer Widerspruchslösung damals mitgetragen und begrüßt die neue Länderinitiative.
Nach den Worten des Gesundheitsministers von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU), ist die geltende Lösung gescheitert. Die Spenderzahlen seien nicht akzeptabel. Derzeit warteten 8.500 Menschen auf ein Organ. Deutschland sei in Europa das einzige Land ohne Widerspruchslösung.
Der Gesundheitsminister von Baden-Württemberg, Manfred Lucha (Grüne), beklagte ebenfalls, dass die Zahl der Organspenden seit zehn Jahren auf einem „beschämend niedrigen Niveau“ stagniere.
Sein hessischer Amtskollege Kai Klose (Grüne) wies darauf hin, dass die in Umfragen bekundete hohe Spendenbereitschaft im Widerspruch zu den tatsächlichen Spenden stehe. Deshalb brauche es eine neue Regelung. Klose verlangte zugleich ein zentrales Register zur Organspende und bessere Strukturen.
Im vergangenen Jahr waren die Spendezahlen noch einmal deutlich gesunken. Bundesweit gab es 869 Organspender, ein Minus von fast sieben Prozent gegenüber 2021. In den ersten vier Monaten dieses Jahres hat sich die Statistik allerdings wieder dem Niveau der Vorjahre angenähert. Von Januar bis April 2023 gab es bundesweit 311 Organspender. Dadurch konnten 954 Organe für eine Transplantation gemeldet werden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: