Lauterbach setzt auf bessere Long-COVID-Versorgung

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) setzt auf mehr Informationen und bessere Versorgungsangebote für Menschen mit länger anhaltenden Beeinträchtigungen nach einer Coronainfektionen. Die Situation für viele Long-COVID-Betroffene sei dramatisch, sagte der SPD-Politiker gestern Abend bei einer Veranstaltung der Verlagsgruppe Die Zeit in Berlin.
Für viele schwere Verläufe gebe es leider noch keine belastbare Therapie. Zugleich seien eine Menge vorhandener Informationen zu wenig bekannt und zu wenig verbreitet. Dies führe dazu, dass manche Behandlungsansätze das Leiden der Betroffenen noch verstärke, beispielsweise durch stark aktivierende Therapien.
Der Minister setzt diesbezüglich vor allem auf die geplante Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die evidenzbasiert über Versorgungsangebote bei Long-COVID informieren soll. Der G-BA erarbeitet diese Richtlinie derzeit und ist gesetzlich verpflichtet, sie bis zum 31. Dezember 2023 fertigzustellen.
Diese Richtlinie werde eine hohe Verbindlichkeit für die Vertragsärzte haben, sagte Lauterbach. Zudem gebe es bereits jetzt schon sehr gutes Fortbildungsmaterial. Jeder Arzt oder jede Ärztin könne sich in dieses Thema einarbeiten.
Lauterbach bekräftigte zudem die Absicht, 100 Millionen Euro in die Forschung zur Long-COVID-Versorgung zu investieren. Er halte dies für notwendig und sei auch optimistisch. Über die Mittel dafür werde derzeit aber noch in den Verhandlungen zum Bundeshaushalt beraten.
Denkbar sei, dass bundesweit etwa zehn spezialisierte Zentren Studien entwickeln und koordinieren könnten. Dabei sei es nicht sinnvoll, überall dieselben Konzepte zu untersuchen. So gebe es bei Männern und Frauen Unterschiede, da sich auch ihre Immunsysteme unterschieden.
Für Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz der Charité Berlin, ist es zudem wichtig die pharmazeutische Industrie stärker einzubinden. Diese könne die Forschung bei der Durchführung von Studien von beispielsweise bereits zugelassenen Medikamenten, die nun für Long COVID eingesetzt werden sollen, sehr gut unterstützen, sagte sie.
Das Ministerium wolle das vorhandene Wissen auf eine Internetseite bringen, auf der sich Ärzte und Betroffene mit gesicherten Angaben informieren können, sagte Lauterbach. Vorgesehen sei unterstützend dazu auch eine Telefonhotline.
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