Mehrheit der Krankenhäuser erwartet Jahresverlust

Berlin – 60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rechnen für das Jahr 2021 mit wirtschaftlichen Verlusten. Gegenüber dem Vorjahr verdoppelt sich damit der Anteil der Kliniken, die rote Zahlen schreiben. Diese Daten ergeben sich aus dem aktuellen Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).
Laut der heute vorgelegten Zahlen stufen aktuell nur noch elf Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Für 2022 erwarten lediglich 22 Prozent eine wirtschaftliche Verbesserung. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) betonte, eine „so düstere Lage“ habe es seit der Erhebung des Krankenhaus-Barometers noch nicht gegeben.
Ein maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme seien die Belegungsrückgänge infolge der Coronapandemie und damit zusammenhängender Einschränkungen des Regelbetriebs. Zum Befragungszeitpunkt beklagte jedes zweite Krankenhaus eine geringere Auslastung als im Vorjahr.
„Angesichts der dramatischen Auswirkungen der Coronapandemie war es richtig, dass die Bundesregierung noch vor Weihnachten gehandelt und die Ausgleichszahlungen bis in den März 2022 verlängert sowie einen Ganzjahresausgleich eingeführt hat“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß.
Problematisch bleibe aus Sicht der DKG, dass bei den Ausgleichszahlungen die psychiatrischen Kliniken außen vor bleiben und der Ganzjahresausgleich die Erlösverluste der Kliniken nicht umfassend abdecke. Die dramatische wirtschaftliche Lage der Kliniken mache unübersehbar deutlich, so Gaß, dass die konkrete Umsetzung der Finanzierungsreform aus dem Koalitionsvertrag keinen Aufschub dulde.
Laut Krankenhausbarometer hat sich auch die Personalsituation in der Pflege zugespitzt. Vier von fünf Krankenhäusern haben demnach Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen. Bundesweit sind rund 22.300 Pflegestellen vakant. Seit 2016 hat sich die Zahl damit verdreifacht.
Auch die Zukunftsaussichten sind laut der Befragung düster. Jedes zweite Krankenhaus erwartet in den nächsten drei Jahren, dass sich die Personalsituation in der Pflege verschlechtert. Der Pflegepersonalmangel stelle das drängendste Problem der Gesundheitspolitik dar, betonte Gaß. Man habe diesbezüglich einige Erwartungen an die neue Bundesregierung.
Eines der Mittel, um die Personalprobleme in der Pflege nachhaltig anzugehen, sei das von Verdi, dem Deutschen Pflegerat und der DKG gemeinsam erarbeitete Pflegepersonalbedarfsbemessungsinstrument (PPR 2.0).
„Nachdem die Ampel-Regierung unseren Vorschlag bereits in den Koalitionsvertrag aufgenommen hat, erwarten die Kliniken nun umso mehr, dass dieser kurzfristig in die Tat umgesetzt wird“, so der DKG-Vorstandsvorsitzende.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2021 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Ende Mai bis Ende Juli 2021 durchgeführt wurde.
Beteiligt haben sich insgesamt 291 Krankenhäuser. Das Barometer wird im Auftrag der Träger des DKI erstellt; das sind die DKG, der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).
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