Mental Health Allianz: Nationale Strategie für psychische Gesundheit gefordert
Berlin – Eine neu gegründete „Mental Health Allianz“ stellt Forderungen an die kommende Bundesregierung, die dazu dienen sollen, die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu stärken. Die Handlungsempfehlungen zielen darauf ab, psychische Gesundheit als „Bestandteil für eine resiliente Gesellschaft, eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und ein zukunftsfähiges Sozialsystem“ zu verankern.
„Die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen – insbesondere bei jungen Menschen – bedrohen langfristig Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt“, stellt die Mental Health Allianz als Problem heraus. Die direkten und indirekten Kosten, die durch Behandlung und Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen entstehen, werden danach für Deutschland auf etwa 147 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Investitionen in Prävention, Frühintervention, Versorgung und Resilienzbildung seien deshalb nicht nur gesellschaftlich notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, um Fachkräftemangel zu begegnen und Teilhabe zu sichern. Gelingende Integration brauche psychosoziale Gesundheit, besonders von vulnerablen Gruppen.
Die Bundesregierung wird deshalb von der Allianz aufgefordert, eine nationale Strategie für psychische Gesundheit aller Altersgruppen zu etablieren, die abgestimmte Interventionen zur Förderung psychischer Gesundheit niederschwellig, passgenau und kostengünstig bereitstellt und reibungslos mit dem bestehenden Hilfesystem vernetzt ist.
Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sollte vom Gesetzgeber in ihren Lebenswelten gestärkt werden, indem sie den partizipativen Ausbau niedrigschwelliger, evidenzbasierter und digitaler Versorgungspfade fördert. Dies insbesondere im Bereich der Frühintervention, um die wachsende Unterversorgung bei psychischen Erkrankungen zu adressieren und langfristige Versorgungskosten zu reduzieren.
Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels fordert die Mental Health Allianz Investitionen in Resilienzförderung zu tätigen, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern und langfristige Bildungs- sowie Berufschancen zu ermöglichen.
Die gesellschaftliche Teilhabe sollte gestärkt und Radikalisierung vorgebeugt werden durch Strategien, die gesellschaftliche Teilhabe und Integration fördern sowie Konsequenzen von Gewalterfahrung adressieren.
Schließlich sollten laut der Allianz messbare Ziele zur Förderung der mentalen Gesundheit umgesetzt werden. Als ein mögliches Ziel wird eine 25-prozentige Reduktion der psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter und der krankheitsbedingten Fehltage in Betrieben gesehen. Diese Ziele sollten in Zusammenarbeit mit Experten und Expertinnen, Betroffenen und gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren entwickelt, jährlich anhand eines Gesundheitsmonitorings evaluiert und öffentlich von der Bundesregierung vorgestellt werden.
Die Mental Health Allianz ist entstanden durch eine Initiative der ProjectTogether gGmbH, die dazu führende Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Versorgung und Zivilgesellschaft zusammengeführt hat. Sie haben sich den sogenannten Chatham House Rules verpflichtet, nach denen die Teilnehmer zwar die Inhalte der Zusammenkünfte offenlegen können, jedoch nicht die Identität der Akteure.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: