Merkel warnt angesichts der Delta-Variante vor vollen EM-Stadien

Berlin – Vor voll besetzen Stadien bei der Fußball-Europameisterschaft warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angesichts der aggressiven Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2.
Sie halte voll besetzte Stadien „nicht für gut“, sagte sie heute nach einem Treffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Berlin mit Blick auf Großbritannien. Sie hoffe aber, dass die Europäische Fußball-Union (UEFA) verantwortungsvoll mit der Lage umgehe, so Merkel.
Die Kanzlerin betonte, nachdem Großbritannien Virusvariantengebiet sei, müsse jeder, der von dort nach Deutschland zurückkomme, 14 Tage in Quarantäne – mit ganz wenigen Ausnahmen. Der Reiseverkehr sei sehr eingeschränkt. Sie unterstütze alle Anstrengungen der britischen Regierung, die notwendigen Hygienemaßnahmen walten zu lassen.
Abgeordnete des britischen Oberhauses hatten sich zuvor über mögliche Ausnahmeregelungen für ausländische Besucher der Fußball-EM-Spiele in London besorgt gezeigt. Die Zeitung Telegraph hatte zuvor berichtet, dass für das Endspiel, das am 11. Juli im Wembley-Stadion stattfindet, etwa 2.500 Medienschaffende und VIP-Gäste von der zehntägigen Coronaquarantäne ausgenommen sein könnten.
Oberhaus-Mitglied Baroness Kishwer Falkner kritisierte, man riskiere mit solchen Ausnahmen einen Anstieg der Coronafälle und damit neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Die britische Regierung habe schon zugelassen, dass sich die zuerst in Indien entdeckte Delta-Variante des Coronavirus in Großbritannien ausgebreitet habe, monierte Falkner.
Mahnungen aus dem englischen Oberhaus
„Das Volk sorgt sich zurecht, dass ihr Recht auf Leben und Lebensgrundlagen schon wieder auf dem Spiel steht, weil wir möglicherweise eine – sollen wir es so nennen – UEFA-Variante importieren, wenn diese Ausnahmen durchkommen.“
Die zuständige Staatssekretärin Baroness Diana Barran sagte im House Of Lords, eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Barran betonte außerdem, dass VIP-Gäste oder Journalisten nicht von den Coronabestimmungen ausgenommen wären, sondern strengen Regeln sowie strikter Testpflicht unterlägen und die Quarantäne nur unterbrechen dürften, um offiziellen Anlässen beizuwohnen.
Hintergrund der Diskussion sind angebliche Überlegungen der UEFA über eine Verlegung des Endspiels und möglicherweise der Halbfinalspiele von London nach Budapest, wo es derzeit keine coronabedingten Einschränkungen gibt.
Sämtliche verbleibenden EM-Teilnehmerländer befinden sich nach Einstufung der britischen Regierung derzeit auf der sogenannten Amber List, das heißt, dass sich Einreisende aus diesen Ländern nach ihrer Ankunft in Großbritannien zunächst zehn Tage isolieren und außerdem zwei kostenpflichtige Coronatests buchen müssen. Die Fußballteams sind von dieser Regelung ausgenommen.
Bei der bevorstehenden Aktualisierung der Amber List durch die britische Regierung könnten Länder wie Deutschland, in denen die Zahl der Coronafälle stark rückläufig ist, auf die grüne Liste gesetzt werden. Dann wäre nach der Einreise keine Quarantäne mehr erforderlich.
In einem Brief hat sich heute der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP, Christdemokraten) Peter Liese an den Präsidenten der UEFA gewandt, um eindringlich auf die Gefahren durch die Coronalage und besonders die Delta-Variante mit Hinblick auf den weiteren Verlauf der Fußball EM Euro2020 hinzuweisen.
Laut Liese mache es die Delta-Variante „unmöglich“, dass in London 40.000 Zuschauer beim Endspiel ins Stadion kommen. Es brauche dringend ein strengeres Hygienekonzept – vielleicht sei sogar eine Verlegung „unausweichlich“.
Alternativspielorte sollten durch die UEFA aber nicht danach gewählt werden, wo am meisten Zuschauer zugelassen sind, sondern danach, welches Stadion oder welche Stadt das beste Hygienekonzept hat und der Gesundheitsschutz am besten gewährleistet ist, betonte Liese.
Derweil sind die englischen Fußballnationalspieler Ben Chilwell und Mason Mount vorsorglich vom Rest der Mannschaft isoliert worden. Beide hatten bei der Europameisterschaft im Rahmen des 0:0 am vergangenen Freitag gegen Schottland Kontakt mit dem schottischen Spieler Billy Gilmour, der gestern positiv auf Corona getestet wurde.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: