Missbrauchsbeauftragte kritisiert Mangel an Daten über Ausmaß sexueller Gewalt

Frankfurt am Main – Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, dringt auf eine Verbesserung der Datenlage über das Ausmaß sexueller Gewalt in Deutschland.
Es sei ein Skandal, dass es keine validen Zahlen gebe, sagte Kerstin Claus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Selbst die Polizeiliche Kriminalstatistik bilde nur einen Teil des so genannten Hellfeldes ab.
„Wenn wir aber wissen wollen, ob und wo Personen nach sexueller Gewalterfahrung im Hilfesystem ankommen, brauchen wir auch das Hellfeld des Gesundheitssystems, der Jugendhilfe und der Justiz“, betonte sie.
Notwendig seien aber auch Erhebungen über das weitaus größere Dunkelfeld – also den Bereich jener Taten, die den Behörden nicht bekannt werden. Um kontinuierlich Daten erheben zu können, brauche es ein „Forschungszentrum Prävalenz sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen“. Nur so ließen sich auch Veränderungen abbilden.
Claus beklagte große Wissensdefizite bei Berufsgruppen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. „Es gibt überall riesige Leerstellen, ob das in medizinischen Berufen ist, in pädagogischen oder auch in der Ausbildung von Richterinnen und Richtern und Staatsanwältinnen und Staatsanwälten“, sagte die Missbrauchsbeauftragte.
Das Thema sexualisierte Gewalt müsse in den kommenden Jahren daher verpflichtend in den Ausbildungsordnungen und der Weiterbildung für alle Berufszweige verankert werden, die mit Kindern zu tun hätten.
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