Vermischtes

Staatliche Hilfe für Gewaltopfer auf Tiefstand

  • Montag, 15. August 2022

Mainz – Die staatliche Hilfe für Opfer von Gewalt ist nach einer Erhebung des Weißen Rings in Deutschland auf einen Tiefstand gesunken. Die Ämter haben der Dokumentation zufolge 2021 fast jeden zweiten Antrag auf Un­terstützung nach dem Opferentschädigungsgesetz abgelehnt (46,6 Prozent).

„Das ist der schlechteste Wert seit mehr als 20 Jahren“, berichtete die Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer. „Die Bürokratie lässt Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, immer öfter hilflos zurück“, kritisierte der Bundesvorsitzende des Weißen Rings und ehemalige Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke.

Genehmigt worden seien im vergangenen Jahr nur 27,6 Prozent der Anträge. Diese Quote sei lediglich 2019 mit 26,2 Prozent noch etwas niedriger gewesen. Die übrigen nicht abgelehnten Anträge (25,8 Prozent) bekamen 2021 aber auch keine Hilfe, sondern seien „aus sonstigen Gründen“ eingestellt worden. Gründe dafür waren beispielsweise die Rücknahme des Antrags, der Tod eines Antragstellers oder die Weitergabe des Falls in ein anderes Bundesland.

Ziercke forderte einen Kulturwandel in den zuständigen Versorgungsämtern: „In Deutschland muss der Leitsatz gelten: Im Zweifel für das Opfer!“ Mit dem Opferentschädigungsgesetz verpflichte sich der Staat, Opfer von Gewalttaten wie Körperverletzung, häuslicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch zu unterstützen.

Insgesamt seien im vergangenen Jahr rund 15.000 Anträge auf Entschädigung gestellt worden. Der Weiße Ring verweist im Verhältnis dazu auf ungefähr 165.000 in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasste Gewalttaten. Diese Quote – das Verhältnis gestellter Anträge zu registrierten Gewalttaten – liege seit mehr als 20 Jahren zwischen neun und elf Prozent.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung