Scholz sichert Ländern weiter Handlungsmöglichkeiten gegen Corona zu

Berlin – Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation und Entlastungen für die Menschen, Cum-Ex-Skandal. Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sich heute in einer Sommerpressekonferenz den Fragen der Hauptstadtjournalisten gestellt. Die Coronakrise war lange Zeit kein Thema. Kurz vor dem Ende der Fragerunde ging es dann doch noch um das geplante Infektionsschutzgesetz.
Der Kanzler sicherte den Bundesländern zu, dass sie auch im Herbst und Winter Schutzmaßnahmen im Fall einer verschlechterten Coronalage ergreifen können. Scholz betonte, dass die Bundesregierung einen Vorschlag für „gesetzliche Rahmenbedingungen für Handlungsmöglichkeiten der Länder“ vorgestellt habe.
Er verwies damit auf ein Anfang August vorgelegtes Schutzkonzept von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Beide hatten zunächst sehr unterschiedliche Auffassungen in der Frage der Pandemiebekämpfung vertreten und konnten sich erst nach langem Ringen auf eine Neufassung des Infektionsschutzgesetzes einigen, die aber weiter umstritten ist. Am 23. September lauen die bisherigen Maßnahmen aus.
Scholz sagte weiter: „Unser Programm ist, dass wir, wenn der Bundestag im September zusammenkommt, diese Gesetze gleich beschließen, so dass es einen unmittelbaren Anschluss für Handlungsmöglichkeiten für den ganzen Winter gibt, wenn die Gesetze, die heute gelten, am 23. September auslaufen.“ Er versicherte: „Das wird klappen.“
Mit den Ländern werde nun weiter über die Vorschläge diskutiert, „um ein gemeinsames Projekt daraus zu machen“. Scholz führte aus, dass die von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und relevanten Politikern in den vergangenen Wochen geforderten Handungsoptionen in dem Konzept „substanziell verankert“ seien und dann zur Verfügung stünden.
„Welchen Verlauf die COVID-19-Pandemie im Herbst nehmen wird, das kann niemand sicher vorhersagen“, so Scholz. Wenn es gut laufe, müsse man auf Landesebene die Möglichkeiten nicht nutzen. Wenn es aber nötig sei, stünden sie zur Verfügung.
Bei den Ländern waren die Vorschläge von Lauterbach und Buschmann vorgestern auf ein geteiltes Echo gestoßen. Und auch innerhalb der Ampelkoalition sind die Pläne umstritten – vor allem in Teilen der FDP-Fraktion des Bundestags, die sich gegen ihren eigenen Justizminister stellten.
Trotz bestehender Differenzen geht Scholz von einem langfristigen Fortbestand des Regierungsbündnisses aus. Die Koalition werde die vier Jahre der aktuellen Legislaturperiode durchhalten, sagte der Kanzler. „Ich habe sogar eine Perspektive, die darüber hinaus reicht, wie ich schon bei verschiedener Gelegenheit gesagt habe.“
„Es ist ja nicht so, dass mit dem Koalitionsvertrag ein Vereinigungsparteitag stattgefunden hat“, betonte der Kanzler. Vielmehr handele es sich um drei unterschiedliche Parteien, die auch mit unterschiedlichen politischen Programmen angetreten seien – etwa in der Steuerpolitik. Trotzdem hätten die Partner den Koalitionsvertrag zustande gebracht, „den wir jetzt Stück für Stück und sogar mit großem Tempo abarbeiten und vorantreiben“.
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