Verband empfiehlt Eigenbeteiligung in Krankenversicherung

Berlin – Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sollte nach Ansicht des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) ebenfalls Selbstbehalte oder ähnliche Modelle der Eigenbeteiligung einführen.
„In der privaten Krankenversicherung gibt es Tarife, bei deren Beitragsgestaltung berücksichtigt wird, ob sich jemand gesund verhält und Eigenvorsorge betreibt. Für die gesetzliche Krankenversicherung wäre das ebenfalls ein Modell“, sagte PKV-Verbandschef Florian Reuther der Ärzte Zeitung.
Die gesetzliche Krankenversicherung sei ein Solidarsystem. „Und es ist nicht einzusehen, warum diese Solidargemeinschaft jedes gesundheitsschädliche Verhalten mittragen soll“, so Reuther. Angesichts der finanziellen Lage der Krankenkassen sei zu diskutieren, in welchem Verhältnis die Eigenvorsorge des Versicherten zu dem stehe, was der Solidargemeinschaft aufgebürdet werden könne.
Ideen, private und gesetzliche Krankenversicherung zusammenzufassen, bezeichnete Reuther als „großen Unfug“. Dies sei die falsche Antwort auf die demografische Herausforderung. „Die private Kranken- und Pflegeversicherung ist das einzige System, das auf den demografischen Wandel vorbereitet ist.“ Er reagierte damit auf die immer wieder aufflammende Diskussion um die Einführung einer Bürgerversicherung.
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen hatte unlängst gefordert, dass Kassenpatienten bis zu 2.000 Euro Selbstbeteiligung pro Jahr zahlen sollen. Versicherte sollten aus seiner Sicht auch Kosten durch Verletzungen nach selbst gewählten Risiken komplett selbst übernehmen.
Unterdessen warnte Verbandschef Reuther, dass auch auf privat Krankenversicherte deutlich höhere Kosten bei Ärzten und Krankenhausbehandlungen zukommen könnten.
Die Bundesärztekammer hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Januar einen Vorschlag für neue privatärztliche Honorare überreicht. Der Entwurf für eine neue Gebührenordnung könne das „Doppelte an Kostensteigerungen“ im Vergleich zur Prognose der Bundesärztekammer nach sich ziehen, sagte Reuther.
Rund zehn Prozent der Bundesbürger sind privat krankenversichert. Die jetzige Gebührenordnung stammt aus dem Jahr 1982 und wurde 1996 das letzte Mal angepasst. Ärzte und PKV verhandeln seit vielen Jahren über eine Reform.
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