Politik

Warum die Zahl der Organspenden zurückgegangen ist

  • Mittwoch, 17. Mai 2023

Frankfurt am Main – Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Organspenden und Transplantationen in Deutschland zurückgegangen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) analysiert in ihrem neuen Jahresbericht die Gründe.

Sehr wichtig für den Rückgang war demnach die Coronapandemie. Vor allem im ersten Quartal 2022 verzeichnete die DSO einen Rückgang von knapp 30 Prozent bei den Organspenden.

Hier spielten zwei pandemiebedingte Einflussfaktoren eine Rolle. Zum einen führte die Omikronwelle in dieser Zeit zu Überlastungen der Kliniken und zu großen Personalausfällen. Zudem war ein positiver SARS-CoV-2-Befund bis dahin noch ein Ausschlusskriterium für eine Organspende. Ab Ende Februar des vergangenen Jahres war es auch in Deutschland möglich, Organe infizierter Spender zu entnehmen.

Die Pandemie ist aber nicht der einzige Grund für den Rückgang. Sehr wichtig ist laut DSO, dass oft die Zustimm­ung zur Organspende fehlt. Bei den 2.387 organspendebezogenen Kontakten im Jahr 2022, die nicht zu einer Or­ganspende führten, scheiterte die Spende 1.185 Mal an einer fehlenden Zustimmung, also in rund der Hälfte der Fälle.

Die weitere Analyse zeigt, dass bei vorliegendem schriftlichem oder mündlichem Willen der Verstorbenen eine Zustimmung in zwei Drittel der Fälle erfolgt.

„Wenn Angehörige aber allein nach ihren eigenen Wertvorstellungen entscheiden müssen, stimmen sie in rund 80 Prozent der Fälle einer Organspende nicht zu, obwohl Umfragen immer wieder die positive Einstellung der Bun­des­bürgerinnen und -bürger belegen“, hieß es aus der DSO.

Würden mehr Menschen ihre selbstbestimmte Entscheidung dokumentieren, könnte das aus Sicht der Stiftung also dazu beitragen, dass mehr Organe gespendet werden.

Laut dem Bericht ist auch das mediane Alter der gemeldeten Spender weiter gestiegen – von 55 auf 61 Jahre seit dem Jahr 2007.

Mit dem Alter nähmen aber auch Kontraindikationen für eine Organspende zu. „Dies erklärt, warum es trotz stei­gender organspendebezogener Kontakte zur DSO nicht entsprechend mehr realisierte Organspenden gab“, hieß es aus der Stiftung.

Sie empfiehlt deshalb, die Maschinenperfusion nach Organentnahme einzusetzen. Dabei werden die entnomme­nen Organe weiter perfundiert – dies schützt sie vor möglichen Schäden, ihre Qualität kann genauer beurteilt werden und teilweise ist sogar eine Behandlung möglich.

Besonders groß ist der Nutzen laut DSO unter anderem bei Spendern, die älter als 65 Jahre sind. Letztere machen allein ein Drittel aller Spenden aus. Diese Organe sind oftmals uneingeschränkt funktionstüchtig, laut der DSO jedoch besonders empfindlich gegenüber der gekühlten Konservierung.

hil

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