Politik

Wirtschaftliche Lage in Psychiatrien weiter schwierig

  • Freitag, 12. Juli 2024
/picture alliance, Maurizio Gambarini
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Berlin – Die psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen schätzen ihre wirtschaftliche Situation zur Jahreswende 2023/2024 eher kritisch ein. Das zeigt das Psychiatrie Barometer des Deutschen Krankenhaus­instituts (DKI).

Demnach beurteilen lediglich 17 Prozent der psychiatrischen und psychosomatischen Fachkliniken und zehn Prozent der psychiatrischen Fachabteilungen in Allgemeinkrankenhäusern ihre wirtschaftliche Lage als „eher gut“. 62 der Abteilungspsychiatrien und 40 Prozent der Einrichtungspsychiatrien sagen die Lage sei „eher unbefriedigend“. 41 Prozent der Einrichtungen berichten von einer „kritischen Liquidität“.

Gefragt nach den Erwartungen für das Jahr 2024 gehen die Einrichtungen mehrheitlich von einer Verschlech­terung der wirtschaftlichen Lage aus. Hauptgründe sind steigende Sach- und Personalkosten, die die Ein­rich­tungen mit ihren Erträgen nicht refinanzieren können.

Kritisch sehen viele Krankenhäuser auch die Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie (PPP-RL), die Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für das erforderliche therapeutische Personal beschreibt. In den ersten drei abgefragten Quartalen 2023 konnten in keiner Berufsgruppe die Mindestvorgaben der Richtlinie in jedem Quartal eingehalten werden, heißt es demnach.

Am geringsten fiel der Erfüllungsgrad bei der Pflege aus (44 Prozent). Am höchsten war er bei den Psychothe­rapeuten (83 Prozent). Haupthindernisse für die Umsetzung der PPP‑RL bilden weiterhin der Fachkräfteman­gel und unzureichende Anrechnungsregeln von Fach- und Hilfskräften auf die Mindestvorgaben.

Aus Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist die Politik am Zug. Sie sei gefragt, „durch eine wirksame Entbürokratisierung und eine höhere Flexibilität beim Personaleinsatz die Patientenversorgung in der Psychiatrie sicherzustellen“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß.

Der Report zeigt auch, dass sich die psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen zunehmend für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Im Blick der Einrichtungen stehen dabei vor allem die Energieversorgung (82 Prozent), bauliche Anpassungen (81 Prozent) und die Wärmeversorgung (77 Prozent).

Weitere wichtige Bereiche sind Einkauf, Mobilität, Personal, Klimafolgeanpassungen, Lieferketten, Kälte- und Speiseversorgung. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen insbesondere bei der Erfassung von CO2‑Emissio­nen.

Die Ergebnisse des Psychiatrie Barometers 2023/2024 beruhen auf einer Befragung in den psychiatrischen und psychosomatischen Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkrankenhäusern mit psychiatrischen oder psychosomatischen Fachabteilungen. Sie ist von Dezember 2023 bis März 2024 durchgeführt worden. Beteiligt haben sich 272 Einrichtungen.

may/EB

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