Zukünftige Pandemien: Schnelle Impfstoffbereitstellung möglich

Frankfurt am Main – Im Falle einer neuen Pandemie ließe sich mithilfe der mRNA-Technologie innerhalb von zwei bis drei Monaten Millionen Dosen eines neuen Impfstoffs ausgerichtet auf einen neuen Infektionserreger bereitstellen.
Das erklärte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) Klaus Cichutek gestern bei einer Online-Veranstaltung von House of Pharma & Healthcare zum Thema Lektionen aus der COVID-19-Impfstoffentwicklung.
„Wir müssen allerdings jetzt dafür sorgen, dass die Kapazitäten im Bedarfsfall gesichert sind“, sagte Cichutek. Saisonale Influenza-Impfstoffe könnten möglicherweise bereits im kommenden Jahr auf Basis der mRNA-Technologie zugelassen sein.
Zudem erhofft sich Cichutek, dass das PEI die Bundesrepublik dabei unterstützen kann, auch andere moderne Arzneimittel, abgesehen von mRNA-Impfstoffen, zu entwickeln. „Wir hatten zusammen mit dem Forschungsministerium schon ein gewisses Konzept ausgearbeitet, das jetzt im Rahmen der Pandemie nicht weiter vorangetrieben wurde“, so Cichutek.
Vertrauen in Impfungen stärken
Für eine zukünftige Pandemie sei es zudem wichtig, das Vertrauen in Impfstoffe weiter zu stärken. Das PEI könne mit Transparenz dazu beitragen. „Allerdings muss ich klar sagen, dass wir nicht glauben sollten, dass man tatsächliche Impfgegner und schwere Impfkritiker in irgendeiner Form zum Impfen bewegen kann“, ergänzte er.
Aufgrund der vielen, weltweiten Impfungen kenne man zu vielen Impfstoffprodukten- und Typen im COVID-Bereich im Detail, die Nebenwirkungen und deren Seltenheit. „Das ist ein wertvolles Basiswissen, auf dem wir aufbauen können.“
Insgesamt seien schwerwiegende Nebenwirkungen sehr selten, so Cichutek. „Wir reden von weniger als zehn Fällen bei 100.000 Dosen.“ Dagegen würden Schmerzen an der Injektionsstelle fast immer auftreten. Aber auch Gelenkschmerzen, Frösteln, Fieber, Schwellungen seien häufige Nebenwirkungen. „Das sind schon heftige Impfreaktionen.“
Post-Vac Meldungen aus Deutschland und UK
Auch zum sogenannten Post-Vac-Syndrom im Zusammenhang mit Coronaimpfungen lieferte Cichutek Zahlen. „Nach etwa 200 Millionen Impfungen können wir in unserer Datenbank von Verdachtsfallmeldungen aus Deutschland sagen, dass wir etwa 470 Fälle gefunden haben.“
Die Zahlen beruhen auf einer Analyse des PEI mit Stichtag im Juli 2022, in der die Datenbank auf Begriffe wie Chronisches Ermüdungssyndrom und Post-Vaccination-Syndrom untersucht wurde. Die meisten Meldungen kämen aus dem Vereinigten Königreich und aus Deutschland, sagte Cichutek.
Er wies zudem auf den Unterschied von Verdachtsmeldungen und Nebenwirkungen hin. Der Presse sowie Laien sei häufig nicht klar, dass es sich bei Verdachtsfallmeldungen nicht um Nebenwirkungen handele.
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