Vermischtes

Armut in der Kindheit führt nicht automatisch zu späterer Armut

  • Mittwoch, 6. November 2019
/patrick, stockadobecom
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Berlin – Zwischen Armut in der Kindheit und Armut im Erwachsenenalter gibt es nach Angaben der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Zusammenhänge. Allerdings schaffen nach Anga­ben des Verbands viele Menschen im jungen Erwachsenenalter auch den Sprung aus der Armut heraus. Die Awo stellte dazu heute in Berlin eine nicht repräsentative Langzeitun­ter­suchung vor.

Der Verband hatte im Jahr 1999 die Lebensverhältnisse von knapp 900 sechsjährigen Kindern eigener Kindertageseinrichtungen untersucht und 2018 erneut 205 der damali­gen Studienteilnehmer als junge Erwachsene befragt. Von den rund 230 im Jahr 1999 als arm eingestuften Kindern konnten bei der Wiederho­lungsbefragung im vergangenen Jahr 41 Personen erneut erreicht werden.

Jeder Dritte davon war immer noch arm, besonders häufig betroffen waren diejenigen, die im jungen Erwachsenenalter eine Familie gegründet hatten. Zwei Drittel der damals ar­men Kinder hatten allerdings den Ausstieg aus der Armut geschafft. Das gelingt nach An­gaben der Awo vor allem mit dem Beginn der ökonomischen Selbstständigkeit nach der Volljährigkeit.

„Kinderarmut übersetzt sich nicht automatisch in Armut im jungen Erwachsenenalter“, teil­te der Verband anlässlich der Vorstellung der Studie mit. „Inner- und außerfamiliäre Unter­stützungsstrukturen und -ressourcen, die entlang des Lebensverlaufs in Kindheit und Jugend bereitgestellt werden, sind entscheidend, um Armutsverläufe zu durchbre­chen.“

Die Awo forderte eine Sozialpolitik, die sich auf „nachhaltige Armutsprävention“ konzen­trie­ren und sich nicht auf nachträgliche Bekämpfung von Armutsfolgen be­schrän­ken solle. Wiederholt wurde in diesem Zusammenhang auch die Forderung nach einer Kin­der­grund­sicherung, in der alle staatlichen Leistungen für Kinder unbürokratisch zu­sammengefasst werden.

In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 2018 ungefähr 13 Millionen Kinder und Jugendliche. Rund 15 Prozent – also 2 Millionen davon – sind von Armut bedroht. Sozialverbände sprechen von bis zu 3 Millionen.

Armut wird in Deutschland über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe definiert. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet.

dpa

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