Vermischtes

Bei seltenen Erkrankungen Anstieg an Innovationen zu verzeichnen

  • Montag, 30. Dezember 2024
/methaphum, stock.adobe.com
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Berlin – Die Markteinführungen und Zulassungserweiterungen aus dem Jahr 2024 umfassen 27 Medikamente zur Behandlung seltener Erkrankungen. Darunter zum Beispiel drei Medikamente zur Therapie von Menschen mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) und zwei Medikamente bei Myastenia gravis (MG). Zusätzlicher Innovationstreiber war der Fachbereich Onkologie mit elf Neueinführungen.

„Im Gesundheitssystem bleibt die Pharmaindustrie ein Fortschrittsmotor. Ihre Markteinführungen und Zulass­ungs­erweiterungen dieses Jahres werden vielen Patientinnen und Patienten zugutekommen”, sagte der Präsident des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Han Steutel.

Insgesamt wurden 43 Medikamente als Arzneimittelinnovation im Jahr 2024 in Deutschland eingeführt. Das wäre laut Verband die vierthöchste Zahl der vergangenen 20 Jahre und ein deutlicher Anstieg gegenüber 2023, als es 30 Neueinführungen gab.

Zu den neuen Arzneimitteln zählen besonders viele Neueinführungen im Bereich Onkologie. Sechs der elf Medi­kamente gehören der Wirkstoffklasse der Kinaseinhibitoren an, die für unterschiedliche Tumorarten zugelassen wurden. Ein Medikament wurde zur Verbesserung von Neutropenien nach Chemotherapie entwickelt.

Im Bereich immunologische Erkrankungen wurden zehn und im Bereich Infektionskrankheiten sechs Innovatio­nen zugelassen. Die Wirkstoffe im Bereich Infektionskrankheiten stellen beispielsweise zwei neue Impfstoffe gegen Tollwut und RSV (respiratorisches Synzytial-Virus) sowie zwei Reserveantibiotika bereit.

„Um auf Dauer mit der Verbreitung neuer Resistenzen Schritt zu halten, sind zwei neue Antibiotika pro Jahr nicht genug“, mahnte Steutel. Im Bereich Antibiotikaforschung sieht der vfa-Präsident noch Handlungsbedarf seitens der Politik. „Deshalb ist zu hoffen, dass sich die EU in ihrer Pharmagesetzgebung 2025 dazu entschließen kann, Anreize für die Entwicklung von mehr neuen Antibiotika zu setzen“, so Steutel.

Als eine positive Entwicklung hob Steutel hervor, dass im Bereich seltene Erkrankungen 27 Medikamente im Jahr 2024 eine Zulassung erhielten. „Das zeigt das anhaltende Engagement der Branche dafür, dass auch Patientinnen und Patienten nicht unversorgt bleiben, deren Krankheit nicht häufig vorkommt“, hob Steutel hervor. Bei 18 der neu eingeführten Medikamente hat die europäische Arzneimittelagentur den „Orphan Drug Status“ anerkannt.

Auffallend sei, dass 2024 70 Prozent der neuen Wirkstoffe ganz oder teilweise chemisch-synthetisch hergestellt wurden. In den Jahren 2022 und 2023 lag dieser Anteil nur bei 41 Prozent und 33 Prozent . „Daran sieht man, dass auch die Chemie weiter große Bedeutung für Arzneimittelinnovationen hat“, so Steutel. 28 Prozent der neuen Medikamente enthielten gentechnisch hergestellte Protein-Wirkstoffe.

Gen- oder Zelltherapien waren in diesem Jahr nicht dabei. Hier erwartet der Verband ab 2025 neue Einführungen. Zudem sei das neue RSV-Vakzin seit der Entwicklung von COVID-19-Impstoffen der erste Nachfolger in einer anderen Indikation auf der Basis von messenger-RNA (mRNA). Es stünden jedoch viele weitere mRNA-Impfstoffe gegen andere Krankheiten in den nächsten Jahren in Aussicht.

Neben den Arzneimittelinnovationen wurden 22-mal Zulassungserweiterungen, vor allem für Krebserkrankun­gen, vollzogen. Von den 43 neuen Medikamenten wurde nur ein Wirkstoff unter Beteiligung deutscher Labors entwickelt. Demgegenüber waren deutsche Krankenhäuser oder Arztpraxen an der Erprobung von 31 Medika­menten in klinischen Studien beteiligt.

„Doch mit dieser Quote sollte sich Deutschland künftig nicht zufriedengeben“, empfahl Steutel. Die Attraktivität für klinische Studien sollte weiter gesteigert werden, um möglichst viele hiesige medizinische Einrichtungen einzubeziehen. „Mit dem Medizinforschungsgesetz hat die Bundesregierung die Weichen dafür richtig gestellt; doch viel hängt davon ab, ob die nächste Regierung es auch vollständig umsetzt“, so die Einschätzung von Steutel.

cw

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