Depressionen: Lange Wartezeiten bis zum Arztbesuch

Berlin – Es vergehen durchschnittlich 20 Monate, bis sich Menschen mit einer depressiven Erkrankung Hilfe suchen. Das zeigt eine heute in Berlin veröffentlichte Untersuchung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.
Ursache dafür seien vor allem krankheitsbedingte Antriebslosigkeit, die Angst vor einer Stigmatisierung sowie Versorgungsengpässe, erklärte der Stiftungsvorsitzende Ulrich Hegerl. In Deutschland erkranken jährlich acht Prozent der Erwachsenen an einer Depression. Befragt wurde im September 5.050 Personen zwischen 18 und 69 Jahren.
Dabei verhalten sich die Betroffenen laut Depressionbarometer sehr unterschiedlich, wenn sie entsprechende Symptome wie dauerhaft gedrückte Stimmung, Gefühllosigkeit oder Appetitmangel an sich wahrnehmen: Ein Drittel suchte sich sofort Hilfe. Bei 65 Prozent dauerte es dagegen 30 Monate, bis sie professionelle Unterstützung in Anspruch nahmen.
Zudem berichteten die Betroffenen von wochenlangen Wartezeiten, ehe eine Behandlung beginnen konnte. So gaben sie an, im Schnitt zehn Wochen auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten gewartet zu haben, bei Fachärzten im Schnitt acht Wochen.
Durchschnittlich fünf Therapeuten mussten die Betroffenen nach eigener Erinnerung kontaktieren, ehe sie einen Termin bekamen. „Bei einer so leidvollen Erkrankung wie der Depression, die zudem mit hoher Suizidgefährdung einhergeht, sind so lange Wartezeiten nicht akzeptabel“, kritisierte Hegerl.
Alternative Medizin wurde selten von Depressionspatienten genutzt. Neun Prozent nutzten demnach Verfahren, deren Wirkung nicht belegt ist, wie Homöopathie, Heilsteine oder Darmreinigung und gaben dafür jährlich im Schnitt 227 Euro aus.
Hauptgrund dafür war, selbst etwas zu der Behandlung beitragen zu wollen (57 Prozent), aber auch lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz oder Zweifel an der Schulmedizin spielten eine Rolle (je 19 Prozent).
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