Vermischtes

Hohes ärztliches Bewusstsein für Auswirkungen des Klimawandels

  • Donnerstag, 19. Mai 2022
/Man As Thep, stock.adobe.com
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Berlin – Innerhalb der Ärzteschaft besteht ein hohes Maß an Bewusstsein für die gesundheitlichen Auswirkun­gen des Klimawandels. Allerdings gibt es bei vielen Aspekten der Thematik noch Opti­mierungsbedarf. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage der Stiftung Gesundheit im Auftrag der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesund­heit (KLUG) mit dem Centre for Planetary Health Policy (CPHP).

87 Prozent der Teilnehmenden der Umfrage schätzen die klimabedingten Gesundheitsauswirkungen auf zu­künftige Generationen in Deutschland als stark oder sehr stark ein.

Die Einschätzung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der eigenen Pa­tientinnen und Pa­tienten (26 Prozent) als stark oder sehr stark fällt hingegen geringer aus – mit 56 Prozent erwartet die Mehrheit Auswir­kungen „in Maßen“. Die Einschätzung, dass es keinerlei Auswirkungen auf die eigenen Patienten gebe, trafen nur 17 Prozent.

Weiteres Fachwissen zu den Gesundheitsauswirkungen im Allgemeinen und Implikationen für die verschiede­nen Fachbereiche im Besonderen könnte durch ein ausgebautes Fort- und Weiterbildungsangebot vermittelt werden, so KLUG. Das bereits jetzt größte, durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko für die Bevöl­kerungsgesundheit in Europa, welches durch den Klimawandel zunehmen werde, stelle Hitze dar.

60 Prozent der Befragten beobachten bereits gesundheitliche Auswirkungen von Hitzewellen bei ihren Patien­ten. Jedoch beraten lediglich zehn Prozent ihre Patienten regelmäßig zum Umgang mit Hitze und nur 16 Pro­zent der Umfrageteilnehmenden passen regelmäßig die Medikation während Hitzewellen an. Hier besteht laut KLUG „dringender Handlungsbedarf“, da dies gravierende Auswirkungen auf die Patien­tensicherheit haben könne.

Sowohl von Gesundheitsfachkräften als auch Patienten selbst sollte ein besonderes Augenmerk auf die Ver­stärkung von hitzebedingten (Neben-)Wirkungen von Medika­menten gelegt werden. Erkennbarer Bedarf be­stehe in diesem Zusammenhang beispielsweise an einer stärkeren Sensibilisierung durch Fort- und Weiterbil­dungen und an der Verbreitung bestehenden Aufklärungsmaterials zum Thema Hitze.

KLUG verweist diesbezüglich auf Daten aus US-amerikanischen Notaufnahmen, welche zeigen, dass während Hitzewellen die Einweisungen um fast acht Prozent steigen. Obwohl anzunehmen sei, dass die Situation in Deutschland vergleichbar ist, gebe es in vielen Krankenhäusern und Arztpraxen kein Konzept zum Umgang mit diesen Extremwetterereignissen – trotz bestehendem Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Aus den Ergebnissen der Umfrage leiten sich laut KLUG fünf konkrete Empfehlungen ab:

  • Hitzeschutz: Fachgesellschaften und Ärztekammern könnten interdisziplinäre Fort- und Weiterbildungen für Ärzte und das Gesundheitsteam, Aufklärungsmaterialien und Leitlinien zu Hitzeschutzmaßnahmen, insbesondere zu Medikamentenanpassung und Umgang mit Risikopatienten während Hitzeperioden entwickeln und anbieten.

  • Klimabilanzierung: Die Ärzteschaft sollte von Medizinprodukte- und Arzneimittelherstellern transparente Informationen zur Klima- und Umweltbilanz von Gesundheitsprodukten fordern.

  • Agendasetting: Die Führungsebene in Gesundheitseinrichtungen sollte strategische Klimaneutralitäts­ziele einführen. Der Deutsche Ärztetag, Ärztekammern und Fachgesellschaften können dies als übergrei­fendes Ziel für den Sektor einfordern.

  • Einsatz von Ressourcen: Für Klima- und Umweltmanagement in Gesundheitseinrichtungen werden per­so­nelle und finanzielle Ressourcen benötigt. Dies bedarf auch eine Anpassung des politischen Rege­lungs­rahmens.

  • Leitplanken: Um Ärzte in ihrem ärztlichen Alltag zu unterstützen, sollten Fachgesellschaften klare Leitlinien zur Vereinbarkeit von Hygienevorschriften und Nachhaltigkeit sowie insbesondere beim ressourcenschonenden Einsatz von Medikamenten erstellen.

Grundsätzlich sei mehr Begleitung für die Umsetzung der Beschlüsse des 125. Deutschen Ärztetages notwen­dig, so KLUG. Laut den Ergebnissen bilden sich nur 17 Prozent der Umfrageteilnehmenden bereits zu klima­sensiblen Erkrankungen fort und nur 21 Prozent zum Thema Klimaschutz im Gesundheitswesen.

Immerhin 58 Prozent der befragten Ärzte bemühen sich bereits, den Verbrauch von Ressourcen im Arbeitsalltag zu reduzieren. Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich aber konkrete Empfehlungen zum ressourcen­schonenden Einsatz von Medikamenten und Medizinprodukten.

aha/fos

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