Vermischtes

Jeder Vierte fühlt sich sehr einsam

  • Dienstag, 7. November 2023
/fizkes, stock.adobe.com
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Leipzig/Berlin – Jede vierte Person in Deutschland fühlt sich sehr einsam – oft unabhängig von der tatsäch­lichen Zahl der Sozialkontakte. Zu diesem Ergebnis kommt das Depressionsbarometer, das die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention heute in Berlin vorstellte. 86 Prozent der Befragten zeigten sich überzeugt, dass heute mehr Menschen einsam seien als vor zehn Jahren.

Trotz einer geringeren Zahl an Sozialkontakten erleben Menschen zwischen 60 bis 69 Jahren nach eigenen Worten seltener große Einsamkeit. 40 Prozent von ihnen gaben an, an einem durchschnittlichen Wochentag zwischen gar keinem und vier Sozialkontakten zu haben, doch nur 21 Prozent fühlen sich regelmäßig sehr einsam. Bei den Jüngeren (18 bis 59 Jahre) haben nur 22 Prozent so wenige Sozialkontakte, jedoch berichten 26 Prozent von starken Einsamkeitsgefühlen.

Bei Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, fühlt sich demnach sogar jeder Zweite (53 Prozent) sehr einsam. „Sogar im Kreise der Familie oder Freunde haben viele Menschen in der depressiven Krankheitsphase das quälende Gefühl, von Umwelt und Mitmenschen abgeschnitten zu sein“, sagte der Stiftungsvorsitzende Ulrich Hegerl. „Sie fühlen sich isoliert wie hinter einer Milchglasscheibe“.

Mehr als die Hälfte der depressiv erkrankten Befragten (58 Prozent) gab an, nur sehr wenige Sozialkontakte (0 bis 4 an einem durchschnittlichen Wochentag) zu haben. Dies sei oft eine Folge des sozialen Rückzugs, über den wiederum 82 Prozent berichten. Als Gründe dafür wurden den Angaben zufolge Krankheit und Erschöp­fung (89 Prozent) genannt, Sehnsucht nach Ruhe (85 Prozent) und das Gefühl, eine Belastung für andere zu sein (68 Prozent).

Das Gefühl von Einsamkeit sei ein Symptom der Depression und weniger deren Ursache, betonte Hegerl. Er riet Betroffenen, sich Hilfe beim Haus- oder Facharzt zu suchen. Nach dem Abklingen der Erkrankung kehrten auch die Lust und Energie zurück, um soziale Kontakte zu pflegen.

Für Angehörige könne es hilfreich sein, sich über Depressionen zu informieren, fügte der Experte hinzu. So sei Rückzug kein Zeichen von Lieblosigkeit oder „Sich-gehen-lassen“, sondern Folge der Erkrankung. Betroffenen könne man oft helfen, indem man Arzttermine für sie organisiere und sie dorthin begleite oder ihnen kleine Aktivitäten wie Spaziergänge vorschlage.

kna

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