Vermischtes

KHK: Künstliche Intelligenz könnte Benachteiligung von Frauen bei Diagnose vermindern

  • Freitag, 12. Juli 2024

München – Künstliche Intelligenz (KI) kann Hinweise auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) bei Frauen früh­zeitig erkennen und so dazu beitragen, eine geschlechterspezifische Benachteiligung bei der Diagnose von KHK zu verringern. Das berichten die Projektpartner der Machbarkeitsstudie „Frau.Herz.KI – Gerechte Medizin für Frauen“ in München.

„Ich bin davon überzeugt, dass KI als Schlüsseltechnologie das Leben der Menschen und vor allem auch unse­re Gesundheit verbessern kann. Dabei setze ich mich insbesondere für geschlechterspezifische KI-Anwendun­gen für Frauen ein“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) bei der Vorstellung der Projekt­ergebnisse. Das Bayerische Staatsministerium für Digitales hat bei dem Vorhaben den Projektbaustein „Daten­auswertung“ mit rund 200.000 Euro gefördert.

„Koronare Herzerkrankungen haben geschlechtsspezifische Besonderheiten, daher ist es für die Zukunft denk­bar, auf Basis der Ergebnisse unseres Projekts eine Art ‚digitalen Assistenzarzt‘ zu entwickeln, der Medizine­rin­nen und Medizinern in allen Regionen Bayerns dabei hilft, das Gender-Health-Gap zu überwinden und ihre Pa­tientinnen mithilfe von KI noch besser zu behandeln“, betonte Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler).

Laut der Machbarkeitsstudie kann KI vor allem bei der kardiologischen Diagnose wertvolle Unterstützung leisten. Unter den knapp 40 im Proof of Concept getesteten KI-Algorithmen zeigten die besten Modelle, dass sie die Vorhersage einer KHK auf Basis vorhandener Daten um bis zu 19 Prozent besser durchführen können als die in die Studie einbezogenen Ärztinnen und Ärzte ohne KI-Unterstützung.

Allerdings kristallisierte sich auch hier der bestehende Gender-Bias heraus. Während geschlechtsspezifische KI-Modelle eine KHK bei Männern um 20 Prozent besser vorhersagen kann, lag der Vorteil bei Frauen nur noch bei sieben Prozent gegenüber den Experteneinschätzungen.

Grund dafür sind laut den Projektpartnern Verzerrungen in den von den beteiligten Kliniken zur Verfügung gestellten Datensätzen, die vornehmlich männlich assoziierte Einflussfaktoren sowie deutlich mehr männli­che Patienten beinhalten.

„KI kann uns in der Medizin schon heute helfen, gezielte Entscheidungen zu treffen. Klar ist aber auch: KI kann nicht die Ärztin oder den Arzt ersetzen, aber KI kann unterstützen“, sagte Gerlach.

Allerdings sei wichtig zu beachten, dass sich der sogenannte Gender-Bias durch die entsprechenden Daten auch auf KI-Systeme übertragen und dort manifestieren könne. „Deshalb müssen wir uns für geschlechterspe­zifische KI-Anwendungen einsetzen“, betonte die Ministerin.

Das Pilotprojekt wurde gemeinsam von „Strategy&“, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers (PwC), sowie PwC Deutschland, dem Peter Osypka Herzzentrum München und der Technischen Universität München umgesetzt. Als Technologiepartner waren außerdem die Unternehmen AWS und Applied AI beteiligt.

Für die Pilotstudie wurde ein Datensatz mit knapp 3.000 anonymisierten Patientendaten herangezogen. Die ärztlichen Befundungen erfolgten auf Facharztniveau.

hil

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