Vermischtes

Mehr als zwei Drittel der Kliniken schreiben rote Zahlen

  • Donnerstag, 11. Juli 2024
/Raivo, stock.adobe.com
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München – Die finanzielle Not der Krankenhäuser verschärft sich weiter. Mehr als die Hälfte von 650 befrag­ten Führungskräften der Branche sah im zweiten Quartal die Liquidität des eigenen Hauses „gefährdet“ oder sogar „stark gefährdet“. Das ergab eine Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger. Im Schnitt könnte nach dieser Selbsteinschätzung 28 Prozent der Kliniken bis Jahresende die Insolvenz drohen.

„Es sind nicht nur die kleinen Krankenhäuser, es sind auch sehr, sehr, sehr viele große Krankenhäuser dabei, auch Maximalversorger und Universitätskliniken“, sagte der Krankenhausfachmann und Partner des Münchner Beratungsunternehmens, Peter Magunia. „Insbesondere öffentliche Krankenhäuser stehen noch mal stärker unter Druck.“

Im vergangenen Jahr schrieben demnach 70 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen. „Wir glauben, dass es auch sehr kurzfristig zu weiteren Schließungen kommen wird, wenn wir uns die wirtschaftliche und die Liquiditätssituation ansehen“, sagte Magunia.

Anders als oft angenommen, geraten keineswegs nur kleine Krankenhäuser auf dem Lande in Not. „Die He­rausforderung ist in den Städten teilweise noch ein bisschen größer“, sagte Janes Grotelüschen, Koautor und ebenfalls Partner bei Roland Berger. „Was die Bettendichte angeht, sind wir in den Städten meistens noch besser ausgestattet als ländlich. Daher gibt es in den Städten teilweise noch größere Auslastungsprobleme.“

Ein weiteres großes Problem ist fehlendes Personal, weil Pflegekräfte und andere Klinikangestellte keine allzu hohen Einkommen haben: „In den Städten ist es teilweise noch schwieriger für die Krankenhäuser, Personal zu finden, weil die Lebenshaltungskosten nicht so gut mit den Tarifen zusammenpassen“, sagte Grotelüschen.

Die Umfrage deckt sich im Wesentlichen mit der pessimistischen Einschätzung der Deutschen Krankenhaus­gesellschaft (DKG), die im Frühjahr von einer nie erlebten wirtschaftlichen Schieflage gesprochen hatte. 2023 hatten laut DKG bundesweit 40 Häuser Insolvenz angemeldet, in diesem Jahr könnte demnach ein neuer Negativrekord drohen.

Die Bundesregierung hat zwar versprochen, die Krankenhausfinanzierung auf solide Füße zu stellen. Die Re­form soll Anfang 2025 in Kraft treten. Momentan aber herrscht in den Krankenhäusern Unsicherheit, wie Ma­gunia sagte.

„Derzeit kann kein Krankenhaus die Effekte aus der Krankenhausreform kalkulieren und sozusagen auf das eigene Haus herunterbrechen. Es gibt kein Modell, weder eines, das zur Verfügung gestellt würde, noch eines, das man sozusagen selbst aufsetzen könnte.“

Mittel- und längerfristig werden viele Krankenhäuser nach Einschätzung der beiden Klinikexperten auf Zu­sammenschlüsse angewiesen sein. „50 Prozent aller Geschäftsführer denken über Fusionen nach“, sagte Magunia. „Viele Krankenhäuser werden nicht solitär überleben können, sondern nur im Verbund.“ Es gebe bereits einige Krankenhausverbünde – „die müssen aber auf jeden Fall größer werden“.

dpa

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