Nebenwirkungen bei Cannabistherapie häufig, aber wohl meist eher leicht

Bonn – Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Mundtrockenheit und Appetitsteigerung sind häufige Nebenwirkungen einer Therapie mit Cannabis. Das berichtet ein Autorenduo aus dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im neuen Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe September 22. Die Erhebung umfasste Cannabisblüten, Cannabisextrakte, Dronabinol, Nabilon – gegegenenfalls als Fertigarzneimittel Canemes – und Sativex.
Die Wissenschaftler werteten 16.809 vollständige Datensätze aus. In mehr als drei Viertel der gemeldeten Fälle wurden Schmerzen mit Cannabisarzneimitteln behandelt. Weitere häufig behandelte Symptome waren Übelkeit und Erbrechen, Anorexie sowie muskuläre Spastik unterschiedlicher Ursache.
Bezogen auf die Therapie mit allen verfügbaren Cannabisarzneimitteln tritt sehr häufig Müdigkeit als Nebenwirkung auf. Häufig sind Schwindel, Übelkeit, Mundtrockenheit, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Gleichgewichtsstörungen, verschwommenes Sehen, Desorientierung, Lethargie, Depression, Appetitsteigerung und Gewichtszunahme sowie euphorische Stimmung und Diarrhö zu beobachten.
Gelegentlich wurden Palpitationen und Tachykardien, Erbrechen, Konstipation, Hypertonie, Hypotonie, Dysarthrie, Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen, Halluzinationen, Dissoziation und Suizidgedanken berichtet. Nebenwirkungen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.
„Nebenwirkungen unter der Therapie mit Cannabisarzneimitteln sind häufig“, lautet ein Fazit der Autoren. Über die Schwere der Nebenwirkungen mache die Erhebung aber keine Angaben. Da die Nebenwirkungen aber nur selten zum Therapieabbruch geführt hätten, sei grundsätzlich von weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen auszugehen, vermuten sie.
Diese könnten aber dennoch von hoher Relevanz für die Betroffenen sein. Nicht unterschätzt werden dürften etwa psychotische Symptome wie Halluzinationen, Sinnestäuschungen oder auch Angst bis hin zu Panikattacken.
Bei einer Therapie mit Cannabisblüten werden im Vergleich zu den anderen Cannabisarzneimitteln weniger Nebenwirkungen gemeldet. Dabei ist laut dem Beitrag aber zu berücksichtigen, dass das Durchschnittsalter dieser Patienten mit 46 Jahren deutlich geringer sei als bei den anderen verwendeten Cannabisarzneimitteln (57,5 bis 60 Jahre) und die Anwender gegebenenfalls bereits Erfahrungen mit der Anwendung von Cannabisblüten hätten.
„Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass bisher nicht zugelassene Cannabisarzneimittel ein ähnliches Sicherheitsprofil haben wie die Fertigarzneimittel Sativex, Canemes und Marinol“, berichten die Autoren zudem. Es seien aber weitere kontrollierte klinische Studien notwendig, um die Sicherheit der Behandlung mit Cannabisblüten und Cannabisextrakten besser beurteilen zu können.
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