Vermischtes

Pflegekräfte in Hamburg psychisch belastet

  • Freitag, 17. Februar 2023
/Rido, stock.adobe.com
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Hamburg – Die Zahl psychischer Erkrankungen ist bei Beschäftigten in den stationären Hamburger Pflegeein­richtungen während der Coronapandemie stark gestiegen.

Mit 282 Erkrankten je 10.000 Beschäftigte waren Pflegekräfte in Pflegeheimen im Sommer vergangenen Jah­res fast vier Mal häufiger betroffen als Menschen anderer Branchen, wie aus dem gestern vorgelegten Bar­mer-Pflegereport hervorgeht. In den anderen Branchen lag die Zahl den Angaben zufolge bei 75 Fällen pro 10.000 Beschäftigte.

Die Zahlen zeigten, dass Pflegekräfte durch die Pandemie hohen Belastungen ausgesetzt gewesen seien, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Hamburg, Susanne Klein. „Dabei sind sie weit über ihre Belas­tungsgrenzen gegangen.“ Zugleich warnte sie vor einer weiteren Abwanderung qualifizierter Pflegekräfte. „Für die Zukunft brauchen wir nicht nur wirksame Schutzkonzepte, sondern auch attraktivere Arbeitsbedingungen.“

Nach Ansicht der Vorsitzenden des Hamburger Pflegerats, Katrin Blanck-Köster, sind die Folgen der corona­bedingten Belastungen für die Pflegenden in den stationären Einrichtungen noch deutlich zu spüren. „Da sind noch viele Traumata aufzuarbeiten.“

Auch die hohe Sterblichkeit unter den Bewohnern der Einrichtungen und deren Vereinsamung durch Besuchs­verbote habe viel persönliche Zuwendung abverlangt. „Durch die Vereinsamung der Menschen musste das vom Pflegepersonal mit geleistet werden.“ Dabei sei COVID-19 in den stationären Einrichtungen auf Beschäf­tigte gestoßen, die aufgrund der Arbeitsbelastungen „schon erschöpft waren“.

Dies alles führe dazu, dass viele ausgebildete Pflegekräfte schon nach wenigen Jahren in andere Berufe wechselten, sagte Marion Harnisch, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Hamburg. Die Abwanderung sei „dramatisch“. Um dem entgegenzuwirken, müsse die Attraktivität der Pflegeberufe erhöht werden.

Harnisch forderte, die Durchlässigkeit zwischen der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft und dem dualen Studiengang Pflege zu erhöhen. Außerdem müsse dem zunehmenden Wunsch junger Pflegekräfte entsprochen werden, in Teilzeit zu arbeiten. „Es geht darum, Bedingungen zu schaffen, die es den Menschen ermöglichen, gerne in der Pflege zu arbeiten.“

dpa

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