Schlachthof in Sögel wird vorübergehend geschlossen

Sögel – Der Schlachthof Weidemark im emsländischen Sögel wird wegen der Zahl der Infektionsfälle mit SARS-CoV-2 vorübergehend geschlossen. Das hat der Landkreis Emsland angeordnet.
Inzwischen seien 112 Beschäftigte des Fleischbetriebs mit dem Coronavirus infiziert, teilte der Landkreis gestern mit. Die Schlachtung endet morgen. Bis Sonntag soll noch zerlegt werden. Danach wird der Betrieb mit rund 2.000 Mitarbeitern voraussichtlich 22 Tage geschlossen bleiben.
„Diese Regelung ist wichtig, um zu vermeiden, dass es zu einer exponentiellen Verbreitung des Virus in der Belegschaft, aber auch außerhalb des Schlachthofes kommt“, hieß es.
Der Kreis befindet sich nach eigenen Angaben im Austausch mit dem Unternehmen und will fortlaufend die angeordneten Maßnahmen überprüfen. Wegen der räumlichen Trennung von Produktion und Verwaltung seien der Sicherheitsdienst und die Verwaltung von dieser Schließung ausgenommen.
In den vergangenen Tagen hatte das Unternehmen dem Landkreis zufolge versucht, die Infektionsketten zu durchbrechen. So waren unter anderem die Abstände zwischen den Arbeitskräften im betroffenen Arbeitsbereich vergrößert und die Mitarbeiterzahl reduziert worden.
Ebenfalls sind Teile der Umkleide provisorisch erweitert worden – und neben den täglichen Reihenuntersuchungen war zudem vor der Arbeitsaufnahme bei jeder Kraft ein Coronaschnelltest durchgeführt worden.
Infizierte auch in Emstek
Auch in einem Schlachthof in Emstek (Landkreis Cloppenburg) stieg die Zahl der Infizierten. Es seien bei Tests unter Mitarbeitern in den vergangenen Tagen insgesamt 63 Fälle bekanntgeworden, teilte Landrat Johann Wimberg (CDU) mit.
Der Schwerpunkt der Infektionen sei im Bereich der Grobzerlegung festgestellt worden. Mitarbeiter im Bereich der Schlachtung seien hingegen kaum betroffen. Der Betrieb in dem zum Vion-Konzern gehörenden Schlachthof solle zunächst eingeschränkt, aber nicht komplett heruntergefahren werden.
Laut Wimberg verständigten sich Landkreis und Unternehmen auf Maßnahmen. So solle der Betrieb auf nur noch eine Produktionslinie heruntergefahren werden. Außerdem sollen von nun an alle Mitarbeiter, die das Unternehmen betreten, täglich auf Corona getestet werden.
Damit würden die bislang schon auf Anweisung des Landes stattfindenden regelmäßigen Tests ausgeweitet. Insgesamt hat der Schlachthof Wimbergs Angaben zufolge rund 1.100 Beschäftigte. Die neuen Infektionen seien wegen der regelmäßigen Tests aufgefallen.
Die Mitarbeiter wohnen überwiegend im Kreis Cloppenburg, aber auch in den Nachbarkreisen Oldenburg und Vechta. Bislang seien etwa 30 Wohnungen oder Wohnheime bekannt. Für mehr als 300 Menschen sei Quarantäne angeordnet worden, sagte Wimberg.
Wahrscheinlich hätten sich die Mitarbeiter außerhalb der Arbeit angesteckt und das Virus in den Betrieb mitgebracht. Nach ersten Erkenntnissen konzentriere sich das Infektionsgeschehen bei Mitarbeitern aus der Grobzerlegung. Andere Betriebsbereiche wie etwa die Schlachtung seien kaum oder gar nicht betroffen.
Ob das öffentliche und private Leben wegen der Neuinfektionen flächendeckend im Landkreis eingeschränkt werden muss, steht laut Wimberg noch nicht fest. „Ad hoc sehen wir das nicht.“ Der neue Hotspot sei bislang auf den Bereich des Schlachthofes eingrenzbar.
„Es ist allerdings auch eine sehr dynamische Situation, die wir jeden Tag neu bewerten.“ Er sei sicher, dass die Zahl von Neuinfektionen wieder die kritische Marke von 50 Fällen auf 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschreitet.
Schon im September waren die Fallzahlen im Landkreis wegen eines Infektionshotspots in Löningen stark gestiegen. Der Kreis habe sich in den vergangenen Wochen von einem Wert von über 60 bereits wieder auf einen Wert von unter 40 heruntergearbeitet, berichtete der Landrat.
Der Kreis Cloppenburg sowie die Nachbarkreise Vechta und Emsland gehören derzeit zu den Landkreisen mit den höchsten Neuinfektionszahlen in Niedersachsen. Vechta verzeichnet aktuell 62,3 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, das Emsland 46,8. Landesweit stiegen die Infektionszahlen um 273 auf insgesamt 21 621, wie das Landessozialministerium mitteilte.
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