Somatische Krankheiten ganzheitlich behandeln

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh) fordert zusammen mit der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) psychischen Belastungen der Patienten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und dafür ausreichend Raum in den Versorgungsstrukturen zu schaffen.
Rheumatisch-entzündliche Erkrankungen verlaufen in den meisten Fällen chronisch. Das bedeute, dass viele Betroffene dauerhaft mit Schmerzen und Einschränkungen leben müssten, hieß es. Diese kontinuierliche Belastung habe nicht nur körperliche Auswirkungen, sondern mache aus psychisch anfälliger.
„Insbesondere Depressionen und Angststörungen treten bei Menschen mit Rheuma deutlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung“, erklärte Ulf Wagner, Präsident der DGRh im Vorfeld des Welt-Rheumatages am 12. Oktober.
Eine regelmäßige Abfrage von psychischen Symptomen, wie Anzeichen von Angst oder Depression, sollte daher zum Standard bei der Rheumabehandlung gehören, so der DGRh-Präsident. Auch Kinder und Jugendliche mit Rheuma haben im Vergleich mit Gesunden häufiger Depressionen, Angst, weniger soziale Kontakte, eine verstärkte Müdigkeit und häufiger Schlafstörungen.
„Junge Menschen leiden besonders, wenn sie vom vermeintlich normalen Alltag zeitweise ausgeschlossen sind. Psychologische Unterstützung sollte daher frühzeitig und niedrigschwellig in die Regelversorgung integriert werden, um psychische Störungen frühzeitig zu erkennen und aufzufangen“, sagte Prasad Thomas Oommen, Leiter des Bereichs Pädiatrische Rheumatologie und des Psychosozialen Dienstes am Universitätsklinikum Düsseldorf und Kongresspräsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie.
Einen ganzheitlichen Ansatz bei der Betreuung von Erkrankungen fordert auch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Hauterkrankungen hätten fast immer auch eine psychosomatische Dimension. Aktuelle Studien lassen laut der Fachgesellschaft vermuten, dass bei circa 20 bis 40 Prozent aller Patienten, die an einer Hautkrankheit leiden, auch eine psychische Erkrankung vorliegt, zum Beispiel eine Depression oder eine Angststörung.
„Wenn eine Patientin oder ein Patient zum Beispiel mit einer schweren Neurodermitis in die dermatologische Praxis kommt, sollten bereits bei der Anamnese auch psychische und soziale Faktoren erfragt werden und dann in die Therapieplanung mit einfließen“, betonte deshalb die Vorsitzende des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie der DDG, Eva Peters.
„Im europäischen Vergleich ist die psychodermatologische Versorgungslage in Deutschland nicht schlecht. Aber auch hierzulande gibt es Defizite“, ergänzte Silke Hofmann, Direktorin des Zentrums für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie am Helios-Universitätsklinikum Wuppertal.
Nötig seien mehr multidisziplinäre Psychodermatologieangebote mit einer angemessenen personellen Ausstattung, betonte sie. Ärztinnen und Ärzte sollten außerdem bereits in der Ausbildung mit der Diagnose und Behandlung von psychodermatologischen Erkrankungen vertraut gemacht werden, so die Forderung der Fachgesellschaft.
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