Städte müssen besser an Klimaerwärmung angepasst werden

Berlin – Im Juli hatte das Bundesgesundheitsministerium einen nationalen Hitzeschutzplan angekündigt. Dabei sollten auch die Hausärzte – unter anderem mit einer Plakataktion – eine wichtige Rolle einnehmen, um ihre Patienten zu informieren.
Die Kampagne ist angelaufen, die Hausärzte beteiligen sich rege, wie gestern die 7. Bundeskonferenz „Gesund und aktiv älter werden“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Berlin zeigte. Dort befassten sich Fachleute mit der Frage, wie ältere Menschen besser vor Hitze, insbesondere in der Stadt, geschützt werden können.
Antje Draheim, Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG), wies darauf hin, dass in Hausarztpraxen mittlerweile „mehr als 10.000 Plakate hängen“, die über Hitzeschutz informieren. Sie betonte, man werde „vernehmbar vor Hitze warnen, ein übersichtliches Informationsangebot schaffen und geeignete Maßnahmen ergreifen.“ „Effektiver Hitzeschutz wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die Temperaturen steigen von Jahr zu Jahr. Wir haben gerade den heißesten September seit 1881 erlebt“, sagte Draheim.
„Mit zunehmenden Temperaturen steigen auch die Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit – gerade bei älteren Menschen“, sagte Johannes Nießen, neuer Leiter der BZgA und Errichtungsbeauftragter des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM).
Er machte deutlich, man wisse um die sehr guten Wirkungspotentiale für bereits kleine Präventions- und Anpassungsmaßnahmen an heißen Tagen. Gleichzeitig sei es wichtig, Städte und Quartiere nachhaltig zu gestalten, um Gesundheit und Lebensqualität aller Generationen zu verbessern.
Studien belegen Nießen zufolge, dass Hitze ein eigenständiges Gesundheitsrisiko für ältere Menschen sei. Extreme Hitze bedeute Lebensgefahr für ältere Menschen: Der größte Anteil hitzebedingter Sterbefälle entfällt nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts auf die Altersgruppen ab 75 Jahren: Bei den 75- bis 84-jährigen Menschen wird die hitzebedingte Mortalität zwischen April und September dieses Jahres auf 880 Menschen geschätzt. 1.900 Hitzetote gab es in der Altersgruppe der über 85-Jährigen.
„Der globale Klimawandel führt ganzjährig zu immer höheren Temperaturen, die noch zunehmen werden, wenn wir nicht gegensteuern“, sagte Katharina Heinke Schlünzen, Professorin am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg.
In den Städten seien die Lufttemperaturen tagsüber ähnlich hoch wie im Umland, würden aber vor allem im Sommer oft als höher wahrgenommen. Nachts sind sie der Meteorologin zufolge indes bis zu drei Grad Celsius höher als im Umland, infolge von Versiegelungen und kompakten Baumaterialien, die die Wärme des Tages speichern. Auch Gebäude als Hindernisse verminderten Verdunstung und Windgeschwindigkeit.
Mit Anzahl der Nächte mit tropischen Temperaturen über 20 Grad und Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad steige aber auch die Wahrscheinlichkeit für Schlafstörungen deutlich. „Nachts muss es runterkühlen, sonst wird es sehr anstrengend für den Körper“, sagte Heinke Schlünzen.
Um die Hitze in der sommerlichen Stadt zu reduzieren, empfahl die Meteorologin eine Reihe von Maßnahmen. Bäume an Straßen, die möglichst in unterschiedlicher Höhe wachsen sollten. Beim Bauen sollte Beton durch Holz oder auch durch recycelte Altbaumaterialien ersetzt werden.
Reflektierende Materialen wie Glas oder Metall sollten beim Bauen vermieden werden. Die Anzahl der Stockwerke sollte reduziert und Gebäude nicht auf einer Bauhöhe errichtet werden. Generell bräuchten Städte mehr Radwege, um die Reduktion von Treibhausgasen zu reduzieren.
„Die Klimakrise ist mit Folgen für die Gesundheit verbunden und deshalb ein zentrales Thema von Public Health“, erklärte Susanne Moebus, Professorin am Institut für Urban Public Health, Universitätsklinikum Essen. Nicht nur die direkten Gesundheitsfolgen von Hitzewellen seien relevant, sondern insbesondere in den Städten gebe es komplexe Wirkzusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesundheit.
Public Health müsse diese Wechselwirkungen stärker im Blick haben. Ebenso müssten etwa Städteplaner die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die Gesundheit berücksichtigen. „Die Gestaltung unserer Städte zu nachhaltigen und gesunden Orten ist ein zentraler Lösungsansatz“, sagte Moebus.
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