Politik

Politik stellt Hitzeschutzpläne für Krankenhäuser und Pflegeheime vor

  • Freitag, 24. Mai 2024
Karl Lauterbach (SPD, M), Bundesminister für Gesundheit, sitzt zu Beginn der „Fortschrittskonferenz zum Hitzeschutzplan für Gesundheit“ im Bundesministerium für Gesundheit. /picture alliance, Christoph Soeder
Karl Lauterbach (SPD, M), Bundesminister für Gesundheit, sitzt zu Beginn der „Fortschrittskonferenz zum Hitzeschutzplan für Gesundheit“ im Bundesministerium für Gesundheit. /picture alliance, Christoph Soeder

Berlin – Kurz vor dem zweiten bundesweiten Hitzeaktionstag hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zusammen mit verschiedenen Partnern wie der Bundesärztekammer (BÄK) Bundesempfehlungen für den Hitzeschutz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorgelegt. In dem siebenseitigen „Musterhitzeschutzplan für Krankenhäuser“ reichen die Empfehlungen von einer grundsätzlichen Organisation des Hitzeschutzes über technische Hitzeschutzmaßnahmen bis zu konkreten Empfehlungen während der Hitzewarnstufen 1 und 2.

„Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerproblem machen. Darauf muss Deutschland systematisch vorbereitet werden. Sonst sterben in jedem Sommer tausende Bürger unnötigerweise“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heute im Anschluss an die 2. Hitzeschutzkonferenz, auf der das BMG gemeinsam mit zahlreichen Verbänden und Organisationen die möglichen Maßnahmen zur Hitzeprävention besprochen hat. „Schon jetzt sind Hitzewellen häufiger und wärmer als noch vor zehn Jahren, aber das ist nur der Anfang.“

Allerdings müsse man sich beim Hitzeschutz vor Augen führen, dass die Gefahr durch Hitze an wenigen Tagen im Jahr entstehe. Auf diese Tage müsse man vorbereitet sein, dann könne man das Leben von vielen Menschen in Deutschland retten.

Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

„Hitzeschutz ist uns als Ärztinnen und Ärzten ein wichtiges Anliegen, denn wir stehen in der Verantwortung, die Gesundheit der Bevölkerung, aber auch die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens bei Extremwetterereignissen zu erhalten“, sagte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt. „Doch allein können wir diese Aufgabe nicht bewältigen. Hitzeschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher ist es gut, dass auch die Politik das Thema ernst nimmt.“

Reinhardt dankte Lauterbach im Namen der Ärzteschaft für sein Engagement beim Thema Hitzeschutz. Es sei bemerkenswert, was seit der ersten Hitzeschutzkonferenz im vergangenen Jahr alles passiert sei.

Datenschutz verhindert direkte Ansprache von Gefährdeten

„Hitzetote sind ein besonderes Problem von Westeuropa, zumal die Temperatur hier stärker steigt als im Rest der Welt“, erklärte Lauterbach. „Wir haben in Westeuropa eine alte Bevölkerung, die vielfach in Städten lebt, wo die Temperatur überproportional steigt.“ Westeuropa sei im Hinblick auf Hitzetote die am stärksten gefährdete Region der Welt.

Lauterbach erläuterte, dass Deutschland beim Hitzeschutz viel von Frankreich übernommen habe, wo viele Schutzmaßnahmen bereits nach dem dortigen Hitzesommer 2003 begründet wurden. Nicht möglich sei es jedoch gewesen, die kommunalen Register zu übernehmen, über die in Frankreich Menschen kontaktiert werden können, die vor Hitze besonders geschützt werden müssen, so Lauterbach. Ein Grund dafür sei der Datenschutz in Deutschland.

2024 wird ein gefährlicher Sommer

Der Minister meinte jedoch, dass die seit dem vergangenen Jahr ergriffenen Maßnahmen bereits Wirkungen gezeigt hätten. So sei die Zahl der Hitzetoten von geschätzten 4.500 im Jahr 2022 auf geschätzte 3.200 im vergangenen Jahr gesunken. Besonders effizient seien dabei die Hitzeschutzplakate in den Praxen der Hausärztinnen und Hausärzte gewesen und die Ansprache der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen.

Lauterbach warnte davor, dass 2024 voraussichtlich ein besonders gefährliches Hitzejahr werde. „Wir müssen insofern auch die Fußballfans, die wegen der Europameisterschaft nach Deutschland kommen, warnen und ihnen Hilfestellungen anbieten“, sagte der Minister. „Das bereiten wir zurzeit vor.“ In jedem Fall sei der Deutsche Wetterdienst (DWD) jetzt in der Lage, eine Hitzesituation fünf Tage vor deren Beginn zu erkennen. „Auf diese Weise kommen wir vor die Hitzewelle“, sagte Lauterbach.

Verantwortliche Stellen benennen

Der Musterhitzeschutzplan für Krankenhäuser empfiehlt unter anderem, dass jedes Krankenhaus eine verantwortliche Stelle benennen sollte, die für Hitzeschutz und die Umsetzung des Hitzeschutzplans verantwortlich ist. Jedes Krankenhaus sollte zudem einen für die einzelne Einrichtung spezifischen Hitzeschutzplan erstellen, der die Arbeitsabläufe der einzelnen Abteilungen in der Klinik während der Hitzeperioden festlegt.

Vom gesamten Krankenhaus sollte in der Folge ein Raumplan erstellt werden, in dem alle von Hitze betroffenen Räume dargestellt sind sowie Kühlzonen und Erholungsbereiche. Geprüft werden sollte die Anschaffung von Kühlmitteln wie Kühlwesten für das Personal in besonders von Hitze betroffenen Gebäudeteilen.

Im Rahmen der Personalplanung sollten Regelungen zur Pausengestaltung erarbeitet werden, die auch eine Arbeitszeitverkürzung in Hitzeperioden vorsehen. Homeoffice und Verschieben der Arbeitszeit in die frühen Morgen- und späten Abendstunden sollen, wenn es geht, ermöglicht werden. Für Mitarbeitende, die durch Hitze besonders gefährdet sind, sollten Möglichkeiten, wie der Wechsel des Einsatzbereiches während einer Hitzewelle, erwogen werden.

Vulnerable Patienten beobachten

Während der Hitzewarnstufe 1 des Deutschen Wetterdienstes sollen Fenster und Verschattungen tagsüber geschlossen gehalten werden. Zimmertüren sollten nur bei geschlossenen und verschatteten Fenstern zum Flur hin geöffnet werden. Es sollte nur nachts beziehungsweise in den frühen Morgenstunden gelüftet werden. Die Nutzung von Kühlelementen sollte in besonders von Hitze betroffenen Bereichen erfolgen. Bei wärmeproduzierenden Geräten sollte geprüft werden, welche Möglichkeiten bestehen, die Erhöhung der Raumtemperatur zu vermeiden. Es sollten ausreichend Getränke für Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten auf den Stationen sowie in den Funktions- und Wartebereichen zur Verfügung gestellt werden. Ein Sommerspeiseplan sollte etabliert werden.

Vulnerable Patientinnen und Patienten sollten zudem eine intensivere Beobachtung erhalten. Bei der Visite sollte eine Individuelle Anpassung von Therapien, Maßnahmen und Interventionen vorgesehen werden.

fos

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung