Vermischtes

Streit um Ultraschalluntersuchungen bei Schwangeren

  • Mittwoch, 21. August 2024
/Alexander Raths, stock.adobe.com
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Berlin – Sind gesunde Schwangere mit Ultraschall- und Kardiotokografie-(CTG)-Unter­suchungen überver­sorgt? Das hat die Barmer vergangene Woche unter Berufung auf eine Analyse des Barmer-Instituts für Ge­sundheitssystemforschung vermutet. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) kritisierte die Analyse.

Die Barmer betonte, die Versorgung übersteige oftmals die Vorgaben der Mutterschafts-Richtlinie. Diese sieht vor, dass gesunde Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft drei Ultraschalluntersuchungen erhalten.

Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen sollen erfolgen, wenn ein konkretes Risiko besonders überwacht werden muss. CTG-Aufnahmen, mit denen Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter aufgezeichnet werden, werden nur bei klaren medizinischen Indikationen empfohlen.

Abrechnungsdaten von Barmer-Versicherten zeigen der Kasse zufolge jedoch eine Überversorgung: Dem Ver­sorgungskompass zufolge erhalten gesunde Frauen in etwa genauso viele Untersuchungen wie Schwangere mit medizinischen Risikofaktoren, zum Beispiel Diabetes. Mehr als die Hälfte wurde fünf bis neun Mal mit Ultraschall und CTG untersucht.

Nur 34,4 Prozent der Frauen ohne Risiken erhielten wie vorgesehen bis zu drei Ultraschalluntersuchungen. 4,7 Prozent der gesunden Schwangeren bekamen zwischen zehn und 14 Untersuchungen. Gesunde Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft wurden laut der Analyse im Schnitt fünf Mal mit CTG kontrolliert.

„Zu viel Diagnostik birgt die Gefahr, eine Kaskade von Interventionen auszulösen, die letztlich unnötig ist, aber schlimmstenfalls schadet“, sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse.

Kritik an der Analyse übt der BVF: „Das isolierte Aufgreifen von zwei Untersuchungsmethoden aus der Vielzahl der Betreuungsparameter fachärztlicher Schwangerenvorsorge mag einen Ansatz darstellen, der jedoch ohne Kontext zu keinen plausiblen Resultaten führt“, sagte der Präsident des Verbandes, Klaus Doubek, dem Deutschen Ärzteblatt.

hil/afp

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