Studie zeigt hohes Infektionsrisiko in Flüchtlingsunterkünften
Mainz – Flüchtlingsunterkünfte und Asylbewerberheime könnten wegen der hohen Personendichte zu Brennpunkten für Infektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland werden. Das berichtete der SWR heute in Mainz unter Berufung auf eine bisher unveröffentlichte Studie.
„Das vorläufige Ergebnis der Studie besagt, dass das Infektionsrisiko in den untersuchten Einrichtungen vergleichbar hoch oder sogar höher ist, als auf Kreuzfahrtschiffen, auf denen aufgrund der hohen Personendichte eine besonders hohe Übertragungsrate festgestellt wurde“, so der SWR.
Als Ursache vermuteten die Forscher, dass in den Sammelunterkünften die Hygieneverordnungen nicht eingehalten werden könnten. Stattdessen würden mehrere Menschen, die nicht zur gleichen Familie gehören, in engen Zimmern untergebracht sowie WC und Dusche gemeinsam genutzt. Auch könne Essen nicht getrennt zubereitet werden.
Die Unterbringung von teilweise mehreren hundert Personen auf engstem Raum mache es den Bewohnern unmöglich, die Abstandsregeln oder Hygienevorschriften in den Einrichtungen einzuhalten. Der Studienleiter und Professor für Public Health an der Uni Bielefeld, Kayvan Bozorgmehr, forderte die Unterbringung in Einzelzimmern oder eine dezentrale Unterbringung.
Die Untersuchungen wurden von der Universität Bielefeld und weiteren Wissenschaftlern des Kompetenzzentrums Public Health COVID-19 – einem Netzwerk aus 25 Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – geführt.
Grundlage der Studie waren den Angaben zufolge gemeldete Infektionen mit SARS-CoV-2 in 23 Einrichtungen für Geflüchtete in sieben verschiedenen Bundesländern. Die Ergebnisse basierten auf 1.367 bestätigten SARS-CoV-2 Infektionen unter 6.083 Asylbewerbern, die zum Zeitpunkt der Untersuchung unter Quarantäne standen.
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