Teilnahme an Krebsfrüherkennung wieder auf Vor-Pandemie-Niveau
Berlin – Die Bevölkerung in Deutschland nutzt die Möglichkeiten zu Krebsfrüherkennungsuntersuchungen wieder in dem Maße wie vor der Coronapandemie – zum Teil sogar häufiger. Darauf weisen die Deutsche Krebsgesellschaft und der AOK-Bundesverband hin.
„Vor dem Hintergrund der Einbrüche bei der Krebsfrüherkennung in der Pandemie ist diese Normalisierung der Inanspruchnahme eine sehr erfreuliche Entwicklung“, sagte Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.
Der aktuelle „Früherkennungsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt für das erste Quartal 2023 bei den Koloskopien im Rahmen des Darmkrebsscreenings einen deutlichen Anstieg von knapp 27 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019. Allerdings dürfte der Anstieg laut der Krebsgesellschaft und der AOK auch damit zu tun haben, dass Männer die Untersuchung seit 2020 schon ab 50 Jahren in Anspruch nehmen dürfen.
Beim Mammografiescreening lag das Ergebnis 7,3 Prozent über dem Wert des ersten Quartals 2019, bei der Prostatakrebsfrüherkennung waren es 5,6 Prozent mehr. Bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs war noch ein Rückgang von 3,9 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019 zu verzeichnen.
Einen Sondereffekt gab es beim Hautkrebsscreening: Hier ist ein Rückgang von zwölf Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 nach Einschätzung des WIdO hauptsächlich auf Änderungen des Untersuchungsintervalls bei der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung von zwei auf drei Jahre zurückzuführen. Die Allgemeine Gesundheitsuntersuchung wird oft in Kombination mit dem Hautkrebsscreening durchgeführt.
„Nach vielen verpassten Früherkennungsuntersuchungen in der Pandemie holen jetzt offenbar viele Versicherte das Versäumte nach und machen wieder Termine zur Krebsvorsorge“, bewertet Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, die Ergebnisse.
Die Auswertung zeigt aber auch, dass die Früherkennung noch ausbaufähig ist: So wurden laut der WIdO-Analyse zum Beispiel nur etwa 45 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen, die 2021 65 Jahre oder älter waren, in den vergangenen zehn Jahren von einer ambulanten oder stationären Koloskopie zur Früherkennung oder Diagnostik erreicht.
„Es gilt: je früher Krebs oder Krebsvorstufen entdeckt werden, desto besser sind die Heilungsaussichten. Deshalb gilt weiterhin der Appell, bei diesem Thema nicht nachlässig zu werden und die Früherkennungstermine wahrzunehmen“, betonte Ghadimi.
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