Vermischtes

Versorgung von Krebserkrankten durch Pandemie beeinträchtigt

  • Mittwoch, 8. Dezember 2021
/RFBSIP, stock.adobe.com
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Dresden – Die Coronapandemie hat negative Folgen für die Versorgung von medizinischen Notfällen und von Patienten mit schweren Erkrankungen wie Krebs. Das berichtet ein Forschungsteam des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) im Fachmagazin Frontiers in Public Health (DOI: 10.3389/fpubh.2021.750479).

Die Wissenschaftler haben in der Studie ermittelt, welche Auswirkungen die erste Coronawelle auf die Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes hatte. Dazu ermittelten sie die Zahl der in gastrointestinalen Tumorboards vorgestellten Patientenfälle im Vergleich zum Vorjahr.

Für den Zeitraum des ersten Lockdowns (März bis Mai 2020) erfassten sie einen Rückgang von knapp zehn Prozent. Im gesamten Zeitraum der ersten Coronawelle (Januar bis Oktober 2020) ging die Zahl der vorgestellten Fälle um gut drei Prozent zurück, während in den vorhergehenden Jahren jeweils ein mit­tle­res Plus von sechs Prozent verzeichnet wurde.

Während des ersten Lockdowns war im gastrointestinalen Tumorboard der deutlichste Rückgang der vor­gestellten Fälle bei Tumoren der Gallenwege (minus 50 Prozent), der Speiseröhre (minus 25,5 Prozent) und des Dickdarms (minus 17,5 Prozent) zu beobachten.

„Untersuchungen zeigen, dass bei zahlreichen Krebserkrankungen bereits ein vierwöchiger Aufschub der Behandlung negative Auswirkungen auf das Überleben der Betroffenen hat“, sagte Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und einer der geschäftsführenden Direktoren des NCT/UCC. Der beobachtete Rückgang bei der Zahl der vorgestellten Patienten dürfte zu einer größeren Zahl an fortgeschrittenen und damit schlechter behan­delbaren Tumorerkrankungen führen.

„Bei all denjenigen Patienten, die während der ersten Welle an unserem Zentrum behandelt wurden, konnten wir nötige Therapien – wie Chemotherapie, Bestrahlung und Krebsoperationen – in nahezu normalem Umfang fortführen“, erläuterte Johanna Kirchberg, Leiterin des viszeralonkologischen Zentrums von der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Sorge bereiteten aber die Betroffenen, deren Krebserkrankung pande­miebedingt verspätet diagnostiziert worden seien oder die eine Behand­lung vor dem Hintergrund der Corona­situation aufgeschoben hätten.

„Der derzeitige rasante Anstieg der Infektionszahlen bereitet uns auch vor diesem Hintergrund größte Sorgen. Die ‚Pandemie der Ungeimpften‘ gefährdet auch die adäquate Versorgung anderer schwer kranker Patienten“, warnte auch Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.

Das NCT/UCC ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Universi­täts­klinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf.

hil

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