Vermischtes

Versorgungsprobleme durch einrichtungsbezogene Impfpflicht möglich

  • Mittwoch, 2. März 2022
/picture alliance, Bernd Weißbrod
/picture alliance, Bernd Weißbrod

Berlin – Laut Ergebnissen einer bundesweiten Online-Studie zu möglichen Folgen der einrichtungsbe­zogenen Impfpflicht könnte eine konsequente Umsetzung des Betretungsverbotes für ungeimpfte Beschäftigte direkte Auswirkungen auf die Versorgungskapazität haben. Möglich sei ein „Versorgungs­defizit“ von durchschnittlich 15,3 %.

Wissenschaftler der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin befragten gut 1.800 Einrichtungen und Dienste des Gesundheitswesens zu Impfquoten und Anzahl der zu versorgenden Menschen vor und nach Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Die Studienergebnisse zeigen, dass Pflegende in hohem Maße bereits geimpft sind. Die Impfquote liegt demnach mit über 82 % über der der Allgemein­bevölkerung.

Zwar gehen die befragten Leitungskräfte davon aus, dass die Impfquote noch weiter steigen wird, aller­dings wird sie den Schätzungen zufolge unter 90 % bleiben. Auf Basis dieser Daten werde zum gesetz­lichen Stichtag zur Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht am 16. März 2022 ein Versor­gungsdefizit von durchschnittlich 15,3 % erwartet, so die ASH-Wissenschaftler.

Bezogen auf die einzelnen Versorgungsformen bedeute dies, dass rein rechnerisch in der ambulanten Pflege rund 200.000 Menschen (- 19,9 %), in Krankenhäusern rund 2.5 Millionen (- 13,1 %) und in der stationären Langzeitpflege rund 50.000 (- 5,9 %) Menschen pflegerisch nicht versorgt werden können.

Johannes Gräske, Professor für Pflegewissenschaften und Leiter des Studiengangs Pflege an der ASH, verwies mit seinem Studienteam auf Empfehlungen für die Politik, wie eine Unterversorgung im Bereich der Pflege vermieden werden könnte.

Neben einer verstärkten Kommunikation bezüglich der Impfpflicht sowie einer intensivierten Aufklärung über die Notwendigkeit von Impfungen gegen das Coronavirus in den Einrichtungen könne auch die Bereitstellung alternativer Impfstoffe (etwa Novavax) einen Beitrag leisten,

In den Blick nehmen müsse man aber auch die zusätzliche Arbeitsbelastung durch möglicherweise geringere Personalausstattung. Zudem sollten Notfallpläne entwickelt werden, falls die Versorgung lokal nicht mehr sichergestellt werden könne.

EB/aha

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung