SARS-CoV-2: Alter, Geschlecht, Maske und Rauchen beeinflussen Inkubationszeit

Paris – Eine Infektion mit der Omikron-Variante führt um etwa einen Tag früher zu einer Erkrankung als beim ursprünglichen Wildtyp von SARS-CoV-2. Aber auch Alter und Geschlecht und die Tatsache, ob der Infizierte eine Maske getragen hatte, selber Symptome hatte oder Raucher ist, können nach den Ergebnissen einer landesweiten Fall-Kontrollstudie aus Frankreich in Lancet Microbe (2023; DOI: 10.1016/S2666-5247(23)00005-8) die Inkubationszeit bis zum Ausbruch von COVID-19 beeinflussen.
Zum Erfolgsrezept von Omikron gehört, dass sich die Viren schneller replizieren und es deshalb schneller zu einer Erkrankung kommt als bei anderen Varianten von SARS-CoV-2. Im letzten Jahr waren Forscher aus China in einer Metaanalyse zu dem Ergebnis gekommen, dass die Inkubationszeit bei Omikron am kürzesten ist. Die Ergebnisse der ComCor-Studie des französischen Institut Pasteur bestätigen dies jetzt.
Die Studie umfasst 415.000 Infektionen. In 20.413 Fällen lagen Angaben über den Indexpatienten vor, der die Viren übertragen hatte. Daraus kann auf die Inkubationszeit geschlossen werden.
Bis zum positiven Testergebnis des Infizierten vergingen im Durchschnitt 4,54 Tage. Das Team um Yu Wu von der Universität Peking hatte die Inkubationszeit in einer Metaanalyse vom August 2022 von mehr als 8.000 Infizierten noch auf 6,57 Tage geschätzt.
Beide Zahlen dürften über der tatsächlichen Inkubationszeit liegen. Sie betrug in der bisher einzigen Human-Challenge-Studie nur 2 Tage, nach der 89 % der Infizierten erste Symptome zeigten. Die höheren Werte in den epidemiologischen Studien dürften damit zusammenhängen, dass es eine gewisse Verzögerung bis zum Test gab und die Teilnehmer sich vielleicht nicht genau an den Beginn der Symptome erinnerten.
Die relativen Unterschiede zwischen den einzelnen Virusvarianten dürften allerdings der Wirklichkeit entsprechen. Yu Wu und Mitarbeiter hatten für Alpha, Beta, Delta und Omikron 5,00 Tage, 4,50 Tage, 4,41 Tage und 3,42 Tage ermittelt. In der ComCor-Studie waren es 4,96 Tage für Alpha, 5,18 Tage für Beta und Gamma, 4,43 Tage für Delta und 3,61 Tage für Omikron.
Omikron führte damit um 0,9 Tage (95-%-Konfidenzintervall 0,7-1,0 Tage) früher zu einer Erkrankung als der Wildtyp. Doch die Variante ist nicht der einzige Faktor, der die Inkubationszeit beeinflusst.
Das Team um Arnaud Fontanet von der Université Paris fand heraus, dass die Viren bei älteren Menschen länger benötigen, um eine Erkrankung auszulösen. Im Alter ab 70 Jahre verlängerte sich die Inkubationszeit um 0,4 Tage (0,2-0,6 Tage) im Vergleich zu Personen im Alter von 18 bis 29 Jahren.
Bei Frauen dauerte es 0,1 Tage (0,0-0,2 Tage) also wenige Stunden länger als bei Männern. Maskenträger blieben 0,2 Tage (0,1-0,4 Tage) länger ohne Symptome. Diese traten um 0,1 Tage (0,1-0,2 Tage) früher auf, wenn der Indexpatient bereits Symptome hatte.
Personen, die sich im Kreis von Freunden infiziert hatten, erkrankten 0,2 Tage (0,1-0,3 Tage) früher als bei einer Infektion in der Familie. Bei leichten Rauchern mit weniger als 10 Zigaretten am Tag vergingen 0,1 Tage (0,02-0,3 Tage) und bei starken Rauchern 0,4 Tage (0,1-0,6 Tage) mehr als bei Nichtrauchern, bis sich die Infektion bemerkbar machte.
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