Ärzteschaft

SARS-CoV-2: Kritik an missverständlichen Informationen

  • Montag, 24. August 2020
/Aitana fotografia, stock.adobe.com
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Berlin – Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) bemängelt die Aufarbeitung und Darstellung von Informationen über COVID-19 in den Medien.

„Selbst in den Leitmedien wurden zur Beschreibung des Infektionsrisikos über Monate le­diglich Fallzahlen ohne Bezugsgrößen und unter Verwendung unpräziser Bezeich­nungen benutzt“, kritisiert das Netzwerk. Dabei werde oft nicht zwischen Testergeb­nissen, Diag­no­sen, Infektionen und Erkrankungen differenziert.

Oft bleibe zudem unklar, ob ein Testergebnis „richtig positiv“ ist, also eine Infektion mit SARS-CoV-2 tatsächlich anzeigt. Auch sei jeweils relevant, ob und wie schwer die Perso­nen erkrankt seien. „Gerade für COVID-19 wäre wichtig zu wissen, wie viele Personen tat­sächlich so krank sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen“, so die Wissen­schaftler des Netzwerkes.

Laut dem Netzwerk ist die tägliche Berichterstattung der gemeldeten Fälle kaum inter­pre­tierbar, wenn nicht bekannt ist, wie viele Tests bei welchen Personen durchge­führt wurden. „Je mehr getestet wird, umso häufiger finden sich auch richtig oder falsch positiv getestete Personen“, erinnert das Netzwerk.

Außerdem gelte: Je häufiger gesunde und beschwerdefreie Menschen untersucht würden, umso eher gebe es auch positive Ergebnisse von fraglicher Bedeutung. Die falsch-positiv-Rate müsse dementsprechend erwähnt werden, fordert das Netzwerk.

Es kritisiert weiterhin, dass in verschiedenen Medien über Monate Ranglisten von Fällen ohne Bezug zur Bevölkerungsgröße gezeigt worden seien. „Die Angaben müssten sich auf eine konstante vergleichbare Größe beziehen, üblicherweise auf 100.000 Einwohner“, so die Wissenschaftler.

Sie geben ein Beispiel: Mit Stand 19. August 2020 habe England bisher mit 62 COVID-19 assoziierten Todesfällen pro 100.000 Einwohner mehr Fälle gemeldet als die USA mit 52 pro 100.000, Deutschland verzeichne 11 pro 100.000, Peru hingegen 82 pro 100.000.

Die Wissen­schaftler fordern daher eine „evidenzbasierte Risikokommunikation“. Dazu gehöre unter anderem, Zahlen mit sinnvollen und einheitlichen Bezugsgrößen zu wählen.

hil

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