Ärzteschaft

Ärztekammer mahnt Coronazweifler in eigenen Reihen zur Sachlichkeit

  • Montag, 9. November 2020
/barameefotolia, stock.adobe.com
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Rostock – Die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommerns setzt sich nach Angaben des Vor­standes kritisch mit Coronakritikern in den eigenen Reihen auseinander und mahnt zu Sachlichkeit in der Debatte.

„Selbstverständlich gilt auch für Ärzte die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit. Die Kammer toleriert aber kein ärztliches Handeln, das gegen medizinische und ethische Grundlagen des Berufs verstößt“, betonte Kammer-Vizepräsident Wilfried Schimanke.

Wegen der besonderen Stellung der Ärzteschaft in der Gesellschaft, dem Gewicht des ärztlichen Wortes und angesichts immer noch unbefriedigender Kenntnisse zum Corona­virus seien Zurückhaltung und Bedachtsamkeit geboten.

Auch aus der Ärzteschaft heraus werden immer wieder Zweifel laut an den zum Teil dras­tischen Schutzvorkehrungen, die von Bund und Ländern zur Eindämmung der Pandemie beschlossen wurden. Skepsis gibt es unter anderem zur Wirksamkeit der Maskenpflicht.

Für Aufsehen hatten Ärzte aus Schwerin gesorgt, die die Gefahren der Pandemie grund­sätzlich infrage stellten und während des ersten Shutdowns im Mai in der Landeshaupt­stadt Protestaktionen gegen die Schutzmaßnahmen organisierten. Dafür waren sie von Kollegen kritisiert worden.

Die Debatte über solche Aktionen werde kammerintern geführt, sagte Schimanke. Die Fragen der Coronakritiker werde der Vorstand auch weiterhin beantworten – behalte sich aber das Recht vor, bei begründeten Verdachtsfällen berufsrechtlich vorzugehen.

„Persönlich halte ich die selektive Wahrnehmung der Wirklichkeit durch diese Kollegin­nen und Kollegen für hochproblematisch“, betonte Schimanke. Der Anteil der aktiven Co­ro­nakritiker unter den Ärzten lasse sich schwer schätzen, liege wohl aber kaum höher als ein Prozent, meinte der Mediziner.

In einem Podcast der Ärztekammer erläutert der Rostocker Tropenmediziner Professor Emil Reisinger die Strategie zur Eindämmung der Pandemie. Dabei verteidigt er auch die jüngsten Kontaktbeschränkungen etwa durch Beherbergungsverbot und Restaurant­schlie­ßungen.

Nur mit Hilfe dieses Teillockdowns könne die aktuelle Zunahme der Neuinfektionen ge­bremst werden, um so auch die Behandlung von Schwersterkrankten in den Kliniken sicherstellen zu können.

Reisinger äußerte zudem die Erwartung, dass Anfang 2021 ein Impfstoff zur Verfügung stehe und dann auch das medizinische Personal zu den ersten gehöre, die sich impfen ließen.

„Bei den Mitarbeitern in den Gesundheitsberufen wissen wir, dass sie sehr vernünftig sind“, sagte der Medizinprofessor, der auch die Landesregierung berät.

dpa

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