Ärzteschaft

Schmerz- und Palliativmedizin: Versorgung verbessern

  • Mittwoch, 23. März 2022
/freshidea, stock.adobe.com
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Berlin – Von chronischen Schmerzen Betroffene und Palliativpatienten sollten selbstbestimmt leben kön­nen. Das war Tenor auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag, der gestern unter dem Motto „Endlich leben“ begonnen hat.

So gelte sowohl für Palliativpatienten als auch für Patienten mit chronischen Schmerzen, dass sie ihr Leben mit Lebensqualität und persönlich empfundener Freiheit gestalten, sagte der Tagungspräsident und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) Johannes Horlemann, im Rahmen der Auftaktpressekonferenz.

Der Arzt und Psychologe wies darauf hin, dass chronische Schmerzen einen Themenschwerpunkt dar­stellen. Denn „die typischen Patienten werden in geltenden Leitlinien beziehungsweise in der Studien­lage oder Grund­­lagenforschung kaum abgebildet“, kritisierte Horlemann.

Die Studienpopulationen spiegelten die Realität häufig nicht wider. Viele Betroffenen hätten beispiels­weise Übergewicht, kardiovaskuläre Erkrankungen oder einen Diabetes mellitus. Wie die Therapie einer der Erkrankungen sich auf die anderen Krankheiten auswirke, würde in den Empfehlungen in der Regel auch nicht beachtet.

„Das ganze Kaleidoskop der Hilflosigkeit und der Nicht-Kommunikation unter den Behandlern würde ich nicht als Ausnahme bezeichnen, sondern eher sogar als die Regel“, fasst der DGS-Präsident die Situation zusammen.

Daher fordere die DGS eine sichere Bedarfsplanung für die nicht selten komplizierte schmerzmedizini­sche Versorgung und eine Versorgungsforschung, die der Realität entspricht und Real-World-Daten be­rück­sichtigt.

Darüber hinaus „brauchen wir Praxisleitlinien, weil sie wissenschaftliche Studien mit Daten aus der Ver­sorgung, Patientenbewertungen und Erfahrungen der Therapeuten verbinden.“ Nicht zuletzt gehöre die Stärkung der Prävention zu den Forderungen der Schmerzmediziner.

Norbert Schürmann, ebenfalls Tagungspräsident und Vizepräsident der DGS, Moers, richtete den Fokus auf den zweiten Schwerpunkt der Tagung – die Palliativmedizin. Neu sei in diesem Jahr eine Kooperation mit der Österreichischen Palliativgesellschaft (OGP).

Gemeinsam mit der OPG sollen palliativmedizinische Themen aus medizinischer, rechtlicher und ethi­scher Sicht diskutiert werden.

Schürmann hob Themenschwerpunkte wie Cannabinoide und Opioide in der Palliativmedizin, ärztlich assistierter Suizid oder Infektionen sowie Schmerzen bei Tumorerkrankungen hervor. Zum Beispiel gibt „die neu überarbeitete Praxisleitlinie Tumorschmerz 3.0 neue Empfehlungen zur medikamentösen Thera­pie und betont die Patientenautonomie.“

Der Deutsche Schmerz- und Palliativtag findet bis zum 26. März online statt. Neben den genannten The­men umfasst das Programm weitere Aspekte wie strukturierte Untersuchungen in der Schmerzmedi­zin, aber auch neue Themen wie Schmerzen bei Hämophilie, verschreibungspflichtige Apps, Schmerz­therapie bei Psychosen und Borderlinestörungen oder Schmerzen bei Endometriose.

aks

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