Ausland

Schwere Grippewelle: Französische Kliniken sollen OPs verschieben

  • Mittwoch, 11. Januar 2017

Paris – Eine schwere Grippewelle in Frankreich bringt manche Krankenhäuser des Lan­des an ihre Kapazitätsgrenze. Gesundheitsministerin Marisol Touraine forderte die Kli­ni­ken auf, notfalls nicht dringende Operationen aufzuschieben, um genug Betten für Grip­pe­­patienten zu haben. 142 von den 850 öffentlichen Krankenhäusern des Landes hätten eine angespannte Lage gemeldet, sagte Touraine heute. „Es wird schwierig, Betten für alle zu finden“, erzählte ein Arzt eines Krankenhauses in Lyon dem Sender Franceinfo. Auch in Deutschland wurden bereits Tausende Grippefälle registriert. Ob die Lage so schlimm wird wie in Frankreich, ist nach Expertenmeinung ungewiss.

In den vier Wochen der Grippe-Epidemie sind in Frankreich nach offiziellen Angaben schätzungsweise bislang 784.000 Menschen wegen Grippesymptomen beim Hausarzt gewesen. Seit dem 1. November wurden landesweit 627 Patienten mit schweren Grippe­­symp­to­men auf der Intensivstation behandelt, 52 von ihnen starben. Wegen der großen Zahl an Krankheitsfällen werde die Grippebilanz in diesem Jahr wahrscheinlich schwer ausfallen, sagte Touraine.

Die Grippewelle habe in diesem Jahr früh begonnen, erklärte die Ministerin. Es handelt sich nach offiziellen Angaben vor allem um Influenza-Viren des Subtyps A(H3N2), die be­sonders für alte Menschen gefährlich sind. Die Behörden erwarten, dass der Scheitel­punkt der Epidemie in Kürze überschritten wird.

Auch in Deutschland beobachtete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen relativ frühen Be­ginn der Grippewelle – womöglich habe sie in Frankreich noch eher begonnen, sagte die RKI-Grippe-Expertin Silke Buda. Dadurch sei in Frankreich eine stärkere Überlage­rung der Grippewelle mit der Aktivitätsphase anderer Viren denkbar, die ebenfalls Atemwegs­er­krankungen hervorrufen.

Hierzulande gab es laut RKI ebenfalls bereits mehrere Ausbrüche und Todesfälle in Kran­kenhäusern, vorrangig betroffenen waren Menschen von deutlich über 60 Jahren. „Es kann sein, dass sich die Situation auch bei uns in den Krankenhäusern noch ver­schärft“, sagte Buda. Auch ein Überschwappen der Grippewelle von Frankreich nach Deutschland sei vorstellbar, müsse aber nicht geschehen.

Nach Daten des Wochenberichts der Arbeitsgemeinschaft Influenza sind in Deutschland in diesem Winter bisher rund 6.700 bestätigte Grippefälle gemeldet worden, davon rund 2.000 in der ersten Januarwoche. Knapp ein Drittel der Betroffenen musste ins Kranken­haus. Tatsächlich dürften noch mehr Menschen mit Grippe im Bett liegen – längst nicht jeder Grippefall wird im Labor bestätigt und gemeldet.

dpa

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