Influenza ist auf dem Vormarsch

Berlin – Die aktuelle Grippewelle hat begonnen. Das meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) im Robert-Koch-Institut (RKI). Die Epidemiologen beziehen sich dabei auf die Krankheitsmeldungen und Analysen der letzten beiden Wochen des vergangenen Jahres, deren Auswertung am 3. Januar vorlag.
Danach wurden dem RKI für die 51. und 52. Meldewoche 2016 2.601 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt. Bei 618 (24 Prozent) der 2.601 Fälle wurde angegeben, dass die Patienten stationär aufgenommen waren. Es wurden zudem neun größere Influenzaausbrüche an das RKI übermittelt, sechs Ausbrüche in Krankenhäusern aus fünf Bundesländern, zwei Ausbrüche in Rehakliniken und jeweils ein Ausbruch in einem Seniorenheim und einer Schule. Ein „Ausbruch“ bedeutet, dass fünf oder mehr Fälle erfasst sind. In der gesamten Grippesaison 2016/2017 wurden damit 4.377 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt.
Bislang erreichten das Institut neun Meldungen von Todesfällen mit Influenzainfektion. Acht davon betrafen Senioren ab 60 Jahren – ab diesem Alter gilt bekanntlich die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission.
Seit Beginn der Saison 2016/17 haben Virologen im nationalen Referenzzentrum 66 Influenzaviren typisiert. Neben jeweils einem Influenza-B-Virus der Yamagata- und der Victoria-Linie handelt es sich bislang ausschließlich um Influenza-A(H3N2)-Viren.
Zwölf dieser Viren konnten die Wissenschaftler genetisch charakterisieren. Mutationen, die mit einer Resistenz gegen die Neuraminidase-Inhibitoren Oseltamivir und Zanamivir assoziiert sind, konnten sie dabei bislang nicht identifizieren.
Auch international ist die Grippewelle auf dem Vormarsch: Von den Ländern, die für die 51. Kalenderwoche 2016 Daten an das Europäische Überwachungssystem sandten, berichteten 21 Länder über eine niedrige Influenzaaktivität, 15 Länder über eine mittlere, zwei Länder über eine hohe und Finnland berichtete über eine sehr hohe Aktivität. Von 2.204 Proben sind 1.031 (47 Prozent) Proben positiv auf Influenza getestet worden, davon 997 (97 Prozent) mit Influenza A und 34 (drei Prozent) mit Influenza B.
„Die für die Jahreszeit bereits relativ hohe Positivrate wird insbesondere durch die Länder Finnland, Georgien, Ungarn, Moldawien, Portugal und Serbien verursacht“, schreibt die AGI. Seit der 40. Kalenderwoche 2016 dominierten Influenza-A-Viren mit dem Subtyp A(H3N2).
„Die saisonale Grippeaktivität, insbesondere verursacht durch Influenza-A(H3N2)-Viren, steigt in dieser Saison in Europa relativ früh an“, schreibt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Noch seien die Auswirkungen auf die primäre und sekundäre Versorgung nicht genau abzuschätzen, aber wenn Influenza-A(H3N2)-Viren weiterhin dominant zirkulierten, hätten insbesondere ältere Menschen ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe, warnt das Zentrum.
Die Weltgesundheitsorganisation hat für die Saison 2016/17 eine gegenüber der Saison 2015/16 veränderte Zusammensetzung des Impfstoffes empfohlen. Trivalente Influenzaimpfstoffe sollen Antigene folgender Influenzaviren enthalten:
A/California/07/2009 (H1N1)
A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2)-ähnlicher Stamm
B/Brisbane/60/2008-ähnlicher Stamm
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