Medizin

Schwerverletzte: Versorgung im Schockraum verbessern

  • Dienstag, 25. Juli 2017
Notfall /michaeljung, stock.adobe.com
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Gießen – Wer sich in Deutschland zum Facharzt weiterbilden lässt, muss kein Training zur Schockraumbehandlung absolvieren. Dabei konnten Studien zeigen, dass beispiels­weise die Advanced-Trauma-Life-Support-(ATLS-)Schulung die Abläufe im Notfall verbessert und die Mortalität innerhalb der ersten Stunden senkt. So ist in der Schweiz die Teilnahme an der Schulung obligatorisch in der Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie. Allerdings müssen in Deutschland Krankenhäuser, die Teil des Traumanetz­werks der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie werden möchten, nachweisen, dass ihre Mitarbeiter entsprechende Ausbildungssysteme absolviert haben. Seit dem Jahr 2009 wurden 615 Kliniken bundesweit zertifiziert.

Welches Vorgehen bei Schwerverletzten im Schockraum die besten Überlebens­chancen gewährleistet, fassen Unfall­chirur­gen vom Universitätsklinikum Gießen in einer Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt zusammen (Dtsch Arztebl Int 2017; 114 (29–30): 497–503). Sie machen deutlich, dass durch spezielle Schulung der Beteiligten die Abläufe während der Schockraum­behand­lung verbessert werden. Im ATLS-Kurs durchlaufen Teilnehmer unter anderem simulierte Schockraumabläufe. Die Untersuchung läuft dabei nach dem A-B-C-D-E-Schema ab (siehe Kasten).

Eine der häufigsten Todesursachen von Schwerletzten ist der hämorrhagische Schock durch starke Blutverluste. Daher empfehlen die 2016 aktualisierten europäi­schen Leitlinien zum Blutungsmanagement und zur Koagulopathie auch, dass Ärzte zunächst innere und äußere Blutungsquellen identifizieren müssen. Sprechen diese Patienten auf nichtoperative Maßnahmen nicht an, soll eine chirurgische Blutstillung helfen. Der systolische Blutdruck sollte dabei zwischen 80 und 90 mm Hg liegen. Hat der Patient zudem noch ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, entfällt die Obergrenze (> 80 mmg Hg). Mit 16 bis 25 Prozent sehr häufig verletzt ist die Leber. Die Erfolgsraten von über 90 Prozent für das nicht operative Vorgehen bei Leberverletzungen ist hoch. Hingegen versagen nicht operativ behandelte Milzläsionen in bis zu 31 Prozent der Fälle.

Bei perforierenden Verletzungen im Unterleib oder Entzündungen des Bauchfells bleibt die Laparotomie die erste Wahl. Denn ob die Laparoskopie bei Diagnose und Therapie einen Vorteil bietet, dazu gebe es keinen Expertenkonsens, schreiben die Autoren der Übersichtsarbeit. Vermutlich wird das minimalinvasive Verfahren aber bei mindestens 0,7 Prozent der Patienten mit Bauchverletzungen angewendet, wie eine Erhebung der DGU im Jahr 2015 aus Daten des Traumanetzwerks zeigte.

gie

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