Ärzteschaft

Unfallchirurgen fordern Anpassung von Einsatzplänen bei Terroranschlägen

  • Montag, 30. Oktober 2017

Stuttgart – Deutsche Krankenhäuser müssen ihre Einsatzpläne und Vorhaltungen für Terrorszenarien anpassen. Das hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) angemahnt.

„Opfer, die durch Bomben oder Schusswaffen verletzt wurden, verbluten oftmals innerhalb kürzester Zeit“, sagte Ingo Marzi, Kongresspräsident des DKOU 2017. In Deutschland kämen solche Verletzungen im klinischen Alltag selten vor, sodass die praktische Erfahrung dafür gering sei.

Training wichtig

„Personal an unfallchirurgischen Kliniken sollte das Verhalten im Falle eines Terroranschlags deshalb trainieren und einen Krisenplan entwickeln, der sowohl am Anschlagsort als auch im Krankenhaus für optimale Abläufe und die richtigen medizinischen Entscheidungen sorgt“, betonte Marzi.

Die DKOU hat dafür den Kurs „Terror and Disaster Surgical Care“ (TDSC) gestartet, um Ärzte und damit Kliniken auf den Einsatz bei Terroranschlägen vorzu­berei­ten. Erste Erfahrungen mit dem Kursprogramm und Konsequenzen für die Krankenhaus­einsatzpläne haben die Experten im Rahmen ihres Kongreses diskutiert.

Kern des Kurses sind Strategieübungen und Simulationsspiele, in denen Unfall­chirurgen lernen, eine Vielzahl von akut lebensbedrohlich verletzten Patienten ihren Verletzungen entsprechend zu kategorisieren und anschließend zu priorisieren, wer wann welche Operation und oder Versorgung bekommt.

„Hier gilt die wesentliche Maxime ‚life before limb‘, also dass lebensgefährliche Verletzungen Vorrang vor anderen schweren Verletzungen wie etwa Extremitä­tenverletzungen haben“, erklärte Benedikt Friemert, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie der DGU.

Unfallchirurgen müssten im Katastrophenfall andere Prioritäten setzen als in der Regelversorgung. „Der Kurs übt das Umdenken in der Terrorlage. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht nötig sein wird, wollen wir vorbereitet sein, um im Ernstfall möglichst viele Patienten bestmöglich zu behandeln“, betonte der Experte. Auch organisatorische Inhalte, wie etwa ein Krisenplan im Terrorfall, stünden auf dem Programm.

hil/sb

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