Screening auf Typ-1-Diabetes würde rund 22 Euro pro Kind kosten

München – Ein Wissenschaftlerteam des Forschungszentrums Helmholtz Munich hat die Kosten für ein bevölkerungsweites Screening auf Typ-1-Diabetes bei Kindern überschlagen. Eine Einführung des Screenings in die Regelversorgung würde das Gesundheitssystem in Deutschland danach voraussichtlich rund 22 Euro pro Kind kosten, berichtet die Arbeitsgruppe heute im Fachmagazin Diabetes Care (2022; DOI: 10.2337/dc21-1648).
Seit 2015 ist es in Bayern für Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren möglich, im Rahmen der Fr1da-Studie unter der Leitung von Helmholtz Munch ihr Blut auf Inselautoantikörper untersuchen zu lassen. Diese Antikörper sind Anzeichen einer Entzündung und Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen der Bauspeicheldrüse.
In Zusammenarbeit mit 682 Kinderärzten und 16 pädiatrischen Diabetes-Kliniken in Bayern wurden in der Fr1da-Studie in den ersten vier Jahren 90.632 Kinder untersucht; bei 280 Kindern (0,31 Prozent) wurde ein Typ-1-Diabetes-Frühstadium diagnostiziert.
Häufig fällt ein Typ-1-Diabetes erst mit einer schweren bis lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung auf. Damit ist häufig eine intensivmedizinische Behandlung verbunden, ein längerer Krankenhausaufenthalt, eine schlechtere Blutzuckereinstellung mit erhöhtem Risiko für Folgeerkrankungen sowie sehr hohe Kosten für das Gesundheitssystem.
„Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass entsprechende Tests in die medizinische Regelversorgung aufgenommen werden“, erläuterte Peter Achenbach, einer der Studienleiter von Helmholtz Munich – denn ein Bluttest genüge, um die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes bei Kindern früh zu erkennen und schwere Stoffwechselentgleisungen zu verhindern.
Die aktuelle Kostenanalyse berücksichtigt die Beschaffung, Verarbeitung und Analyse der Blutproben sowie die Mitteilung der Ergebnisse. Ebenso enthalten sind die Ausgaben für Tests zur Einschätzung der Betazell-Funktion und des Blutzuckers sowie für eine Präventivschulung und Beratung für betroffene Kinder und deren Familien.
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